Eine Städtereise soll es sein, ein Spontantrip! Nur wohin? Nach Rom? Florenz? Wien? London?

Das schwarze Schaf empfiehlt: Cagliari!

Wie Rom liegt Cagliari auf sieben Hügeln, nur hier heißen sie Castello, Colle San Michele, Colle di Bonaria, Monte Urpinu, Monte Claro, Tuvu Mannu und Tuvixeddu.

Damit könnte Cagliari ja sogar die Hauptstadt des ganzen Stiefels sein. Wäre auch schön gewesen, schließlich war das Königreich Sardinien-Piemont mal sowas Ähnliches wie die Wiege des vereinigten Italiens.

Abends im Marina-Viertel
Abends im Marina-Viertel

Vermutlich ist das etwas hoch gegriffen, aber Cagliari (sprich: »Kalljarie«) hat einiges zu bieten, um der römischen Metropole den Schneid abzukaufen – ob tags oder nachts.

Zunächst ist da Cagliaris Kulturangebot – Kunst, Sehenswürdigkeiten und Museen satt. Hier kommt auf seine Kosten, wer nach dem zehnten bekletterten Nuraghen auch die neuere Geschichte kennenlernen und wieder einmal über den Tellerrand der Insel hinaussehen will.

Wer einmal an einem heißen Sommertag in Cagliari war, bekommt außerdem eine ganz besondere Version des süßen Nichtstuns / dolce far niente präsentiert. Man versteht, warum der Stadtstrand Poetto stets voll ist und hier bis zum nächsten Morgen gefeiert wird.

In Reiseführern kommt Cagliari meistens zu kurz, daher ein Tipp für Smartphone-Besitzer: Sucht mal nach der Cagliari-App, die kann was!

Gute Tipps bekommst du auch auf der offiziellen Cagliari-Seite » www.cagliariturismo.it

Auch im Winter eine gute Idee: Wochenendreise nach Cagliari

Das pecora nera, das schwarze Schaf, verbringt ein Winter-Wochenende in der città regia, dem einstigen „Karalis“. Im sardischen Dialekt heißt sie immer noch „Casteddu“, nach ihrem zentralen, mittelalterlichen Viertel Castello. Die Stadt liegt am Engelsgolf – italienisch klingt auch das na klar schöner: Golfo degli Angeli.

Und allein der erste Blick auf ebenjenen Golf und den Hafen sagt: Die paar Tage sind zu kurz. Die Stadt reicht auch für ein, zwei, drei oder vier Wochen. Aber ein Anfang muss ja gemacht werden!

Flamingo im Stagno di Santa Gilla, Cagliari
Flamingo im Stagno di Santa Gilla, Cagliari

Freitag: Ankunft

Erst einmal taucht das schwarze Schaf in die verzweigte Straßenführung ein und lässt sich der Nase nach treiben. Das muss nicht jedem Spaß machen, ist aber durchaus eine interessante Erkundungsart für Cagliari, denn Parkplätze sind Mangelware und es geht oft durch sehr enge Gassen.

Die Stadtbusse sind das Transportmittel Nummer eins. Sie sind supergünstig und fahren überall hin (www.ctmcagliari.it). Ticketautomaten gibt’s am Bahnhof und an Haltestellen (nicht an allen), Tickets in Kiosken und Tabacchi-Läden. Mit dem Auto ist Cagliari mühsam, aber wer unbedingt muss oder will, bringt am besten Zeit mit, um die ein oder andere Runde extra zu drehen, weil man schon wieder den richtigen Abzweig verpasst hat.

Was das Umland betrifft, fahren ab dem zentralen Bahnhof zu jeder Jahreszeit eine Menge Busse der arst (Verbindungen findet Ihr via Google Maps) – ob Richtung Pula und Costa del Sud oder nach Villasimius.

Das Schaf ist heute mobil und macht zum Aufwärmen einen kleinen Ausflug zum Stagno di Cagliari und Santa Gilla, und beobachtet ein paar Flamingos, wie sie durch das vom grauen Himmel eingetrübte Wasser der Salinen waten.

Kleiner Tipp: Unweit des Containerhafens Porto Canale liegt etwas abseits hinter einem Gebäudekomplex (das ist der Open Campus, wo Startups und Gründer der Medienbranche arbeiten) eine Pescheria, in der am frühen Vormittag frisch gefangener Fisch angeboten wird – die Öffnungszeiten richten sich nach dem Angebot. Sprich: Kein Fisch mehr da = Laden zu.

Bastione di Saint Rémy am Abend
Bastione di Saint Rémy am Abend

Aus den grauen Wolken beginnt es zu regnen. Das wollene Viech bezieht sein B&B im Viertel Stampace. Das Zimmer ist sauber und schlicht in einem alten Palazzo, und liegt zentral in der Nähe der Piazza Yenne. Das Viertel ist authentisch und nah am Bahnhof und Hafen gelegen. Eine gute Ausgangslage für Streifzüge.

Allerdings nicht besonders hübsch, da fanden wir im Laufe unserer Reisen deutlich schönere, wie z. B. das Relais Santa Croce in Castello mit Blick auf den Hafen). Und … es ist eiskalt! Bis die Klimaanlage das Zimmer gewärmt hat, geht es schnell wieder raus. Trotz Regen ist es draußen wärmer und deutlich interessanter.

Es ist schon dunkel. Die Straße lockt mit im Wassernass glitzernden gelborangenen Lichtern und macht die Stadt sehr einladend.

Der Regen stört erstmal nicht – es ist eben noch früh im Jahr, da kommt das vor.

Doch als noch kalter Wind vom offenen Meer hinaufpustet, flieht das Schaf in eine Bar an der Piazza Yenne und läutet das Wochenende feierlich mit einem Martini Rosso ein.

Hier sind viele gut gelaunte Leute, die Musik ist leicht und chillig. Eine Wolke von Urbanität umfängt den Gast, der hier und heute gar nicht auffällt.

Freitag abend: Marina e Sa Costa

Blick auf die Häuser von Stampace
Blick auf die Häuser von Stampace

Der Name dieses Viertels ist sardisch, »Marina e Sa Costa« und heißt soviel wie »der Hafen und die Küste«.

Hier kann man wunderbar in Cagliari ankommen – was ja auch viele per Boot, Fähre oder Kreuzfahrtschiff tun (by the way, das Kreuzfahrtterminal im Osten des Hafens ist zwar nicht in Betrieb, aber nett zum Herumstreifen).

Und der „Portus Karalis“ im Zentrum hat eine nette Bar mit Blick auf die Segelboote – und sobald das Wetter es zulässt, ist auch die Chillout Area direkt am Steg geöffnet.

Auf der mehrspurige Via Roma vor der Stazione Marittima fließt der intensive Stadtverkehr. Das Schaf macht erst eine kleine Shoppingtour im Rinascente, nicht typisch sardisch, aber es braucht Handschuhe. Und da gibt’s eine Design- und Kitsch-Ecke im Erdgeschoss, prima zum Stöbern in lustigen, schönen und nutzlosen Dingen. Das ist immerhin typisch Schaf.

Blick Richtung Hafen
Blick Richtung Hafen

Anschließend geht es regensicher unter den Arkaden weiter, die immer noch den Charme von vor vielen Jahrzehnten verbreiten (wie man hier in Bildern aus dem 2. Weltkrieg sehen kann, ist die Stadt insgesamt kaum gealtert: http://acepilots.com/travel/cagliari.html).

Ein Akkordeonspieler gibt italienische Klassiker zum Besten – mit Verstärker und Boxen, furchtbar falsch und laut. Da hört sich selbst Adriano Celentano gruselig an. Ist aber irgendwie auch schon wieder so schräg, dass das Schaf mit anderen Passanten lachen muss.

Überhaupt ist Leben in der Stadt – etwas, was man in anderen sardischen Orten um diese Jahreszeit vermisst. Cagliari gehört seinen Bewohnern, und sie lassen sie sich auch im Sommer nicht wegnehmen. Hier lebt und arbeitet man, und ja, wenn Touristen da sind, ist das auch okay.

Torre dell'Elefante
Torre dell’Elefante

Vom Hafen führen viele enge Straßen durch das Viertel unterhalb der hohen Stadtmauern des ursprünglichen Casteddu.

Es zieht einen quasi bergauf, obwohl es anstrengend ist. Man geht vorbei an Restaurants, die schon nach Touri-Nepp aussehen, an indischen Ramschläden, einer Teestube, mehreren Cafés, dann wieder feinen Restaurants und Boutiquen, Kirchen die so in die Häuser gebaut sind dass man sie kaum erkennt …

Das Schaf wollte eigentlich erst morgen durch Castello. Trotzdem kann es nicht anders: Schnell am Torre dell’Elefante vorbei, hinauf auf die Bastione di St. Rémy. Wenigstens einen Blick auf die Stadt im abendlichen Lichtermeer erhaschen. Wunderschön!

Nach dieser kurzen Stippvisite geht’s wieder bergab, durch die Einkaufsstraße, in der die Geschäfte jetzt schließen. Erst durch diese Gasse, dann durch jene und schließlich wieder hinunter zum Hafen. Da ist es für kurze Zeit ruhig, bis Zeit für das Abendessen ist.

Das Schaf jagt sich sein Futter im „Antica Cagliari“ in der Via Sardegna – eine Adresse für wirklich gute Fischküche. Das Restaurant ist gemütlich, hat einen vorderen Teil mit kleinen Tischen in einem langgezogenen, engen Raum und einen hinteren Raum für größere Gruppen, in dem es auch mal typisch italienisch* zugeht.

Cagliari: Marina Piccola am Sella del Diavolo
Cagliari: Marina Piccola am Sella del Diavolo

Eine Alternative ist das „Principi di Dan“ (hier geht es zu unserer Homestory), die alte überlieferte, sardische Rezepte mit feinen Zutaten aus dem Landesinneren anbieten. Preis/Leistung stimmt unbedingt – sardische Gastfreundschaft und hemdsärmeliges Essen wie es uns gefällt. Reservieren muss man um diese Jahreszeit nicht – jeder hereinschneiende Gast wird herzlich aufgenommen und gut versorgt.

Die Stadt ist weltoffen und die Universität gibt ihr einen jungen und innovativen Touch, viele ausländische Studenten und Gäste hier. Man hört überall also auch nicht-italienische Töne – was aber überhaupt nicht stört. Im Gegenteil, es gibt viel zu horchen und aufzuschnappen und die Schafsohren werden immer länger, während es vor sich hin mümmelt. Am Nachbartisch sitzen Schweden, ein Stück weiter ein niederländisches Paar, das seine weitere Reise im Wohnmobil plant. Ein cagliaritanischer Professor der hiesigen Uni lässt sich mit einem Gastprofessor in Englisch mit starkem Akzent über die Unzulänglichkeit der von der EU geförderten Archäologieprogramme aus.

... morgens im Regen
… morgens im Regen

Ich höre, dass sie an der Freilegung der Kirche Santa Lucia beteiligt sind, gleich hier um die Ecke. Da wurde eine Kirche aus dem frühen 12. Jahrhundert entdeckt. Sie liegt zu einem großen Teil noch von Sand und Schutt bedeckt unterhalb der Wege des Viertels und wird nun Stück für Stück ans Tageslicht gebracht (siehe auch www.santaluciacagliari.com).

Im Antica Cagliari stehen nacheinander ein Schwertfisch-Antipasto, Pasta mit Krebsen und eine Dorade in Oliven-Vermentino-Lorbeer-Sauce sind das Mahl der Wahl. Ein Monica di Sardegna rundet das Ganze ab und das Dessert, ein Semifreddo mit Mandeln ein wolliges Träumchen. Am Ende stehen mit Mirto und einer kleinen Flasche Wein knapp 50 Euro für einen dick gefüllten Bauch auf dem Zettel. Das ist recht happig für ein einzelnes Schaf, aber warum frisst es sich auch durch die gesamte Karte …

Satt und zufrieden trollt es sich. Alles in allem doch ein guter Anfang!

Samstag morgen: Streifzug durch Casteddu, die mittelalterliche Stadt

Der Streifzug bei Tageslicht beginnt im ältesten Stadtviertel, Castello (sardisch: „Castéddu ‚e susu“). Er liegt eindeutig erkennbar auf einem Hügel. Man muss den Kopf schon in den Nacken legen und zu der fast vollständig intakt gebliebenen Stadtmauer hinaufsehen.

Große Tore markieren die Eingänge zu Castello von allen Seiten. Wir gehen von der Piazza Yenne hinauf (es gibt auch einen Aufzug) zum alten Stadttor „Torre dell’Elefante“. Wer hindurch geht, erreicht die engen Gassen mit seinen kleinen Handwerksbetrieben. Das Schaf zieht es erst einmal nach rechts, zur Bastione di Saint Rémy (ein geschichtsträchtiger Ort – hier ein kleiner Artikel auf pecora-nera).

Kaffee und Brioche zum Frühstück und dann auf zur Mauer und die verschiedensten Ausblicke über die Weite der Stadt aufsaugen – ein Träumchen, trotz Regen!

Blick über Villanova und zum Sella del Diavolo
Blick durch den Regen, nach Villanova und zum Sella del Diavolo

Lang bleibt der Blick auf dem Golfo degli Angeli und dem dahinter liegenden Stagno di Cagliari hängen. Flughafen, Industriehafen und eine Flamingokolonie kommen hier seltsamerweise gut miteiander aus. Am Horizont erhebt sich ein Gebirgszug: Der Monte Arcosu, WWF-Schutzgebiet und Heimat des sardischen Hirschen.

Richtung Osten breitet sich die Stadt weiter aus. Man blickt zum Sella del Diavolo, dem Hausberg der Stadt, auf dem morgen eine Wanderung ansteht. Dahinter liegt der Stadtstrand Poetto.

Den Vormittag verbringt das Schaf, indem es durch die langen, engen Straßenzüge Castellos mit seinen alten und immer seltener werdenden Geschäften von Handwerkern und Kunstschaffenden streift. Die Geschäfte und Studios sind mittlerweile rar gesät, hier ein Juwelier, da ein Tischler, da ein Fotograf.

Mit Geduld und zur richtigen Zeit (es sind eben oft Einzelpersonen, die ihr Geschäft je nach Gusto öffnen – verständlicherweise) lassen sich hier wahre Perlen finden. Und: mittags schläft das Viertel – wie alles auf Sardinien.

Freundlicherweise lässt sich alle Nase lang die Sonne blicken, so dass ein kleiner Vino an der Bar am westlichen Teil der Stadtmauer, gleich ums Eck beim Elefantenturm, drin ist.

Aber Regen ist ja kein Grund zur Verzweiflung. Auf dem Zettel steht als Ausweichmanöver eine Führungen durch das unterirdische Cagliari – ein echter Geheimtipp (auch für ultraheiße Sommertage zu empfehlen).

Via Santa Croce

Ein Stück weiter, zwischen der Via Santa Croce und Via Corte d’Apello, findet sich die oft unbeachtete Basilica di Santa Croce, erbaut im 13. Jahrhundert. Sie hat eine vielsagende Geschichte, denn sie war ursprünglich eine Synagoge – bis 1492 per Dekret 70 jüdische Familien von der Insel nach Istanbul und in den Norden Afrikas vertrieben und ihr Besitz konfisziert wurde.

Die Kirche ist schlicht und strahlt eine wunderbare Ruhe aus – wie überhaupt die ganzen Straßenzüge im nördlichen Teil Castellos, die in dieser alten Erinnerung wie stehen geblieben scheinen. Gleich um die Ecke gibt es auch ein tolles B&B, das Relais Santa Croce, in einem alten, liebevoll renovierten Palazzo. Ein paar der Zimmer haben einen tollen Blick über den Hafen.

Schmale, schattige Gassen im Castello-Viertel
Schmale Gassen im Castello-Viertel

Geradezu Pflicht ist, in Castello einen kulturellen Zwischenstopp einzulegen: „Il Ghetto“ ist das Kunst- und Kulturzentrum des ehemaligen jüdischen Viertels. Über die wechselnden Ausstellungen informiert die Webseite www.camuweb.it. Ganz in der Nähe (dazu muss man auf der nördlichen Seite wieder hinabsteigen) liegen das Nationalmuseum und die Galerie für moderne Kunst, sowie das Archälogiemuseum – letzteres beherbergt eine schier endlose Zahl von Fundstücken, es wird quasi alles hergetragen, was je auf Sardinien gefunden wurde. In einer Dauerausstellung könnt ihr hier die kürzlich wiederentdeckten Giganti di Monte Prama bewundern. Hier findet Ihr mehr über Cagliaris Kulturangebot.

Das Schaf verpasst dummerweise die Öffnungszeiten des Ghetto um eine Viertelstunde (zwischen 13 und 16 Uhr ist geschlossen) und Hunger hat es jetzt auch.

Der Torre di San Pancrazio begrenzt das Castello-Viertel im Norden, das pecora nera geht hindurch und hinaus. Nach rechts windet sich eine zwischen Felsen und Mauern eingeklemmte Straße hinunter in das angrenzende Viertel Villanova.

Siesta in Villanova: Hektik und Idyll

Das Viertel Villanova ist in Cagliaris Alltag das neue Herz der Hauptstadt geworden, ein beliebtes und belebtes Wohn- und Arbeitsviertel.

Zunächst trabt das Schaf durch die Hauptverkehrsstraße Via Sidney Sonnino und die angrenzenden Häuserblocks. Weiter im Osten verläuft parallel die Via Dante Alghieri. Geschäfte und der ungeordnete Verkehr sorgen hier selbst in der Mittagspause für ein mittleres Chaos. Da die meisten Läden geschlossen haben, rennt das Schaf (nach einem Caffè in einer sehr modern eingerichteten Bar, die auch in Hamburg stehen könnte) wieder dorthin wo es hergekommen war.

Idyllischer Straßenzug
Idyllischer Straßenzug in Villanova

An einem großen Platz führt die Via Bosa leicht bergauf. Gibt es hier einen Weg zurück hinauf nach Castello?

Es biegt ein paar Mal nach links und rechts ab – und landet in einer wundervollen Ruhe.

Im direkt an Castello geschmiegten Stadtteil ist nichts mehr von der Hektik zu spüren. Die Sonne kommt raus und scheint in die zauberhaften langen Straßen mit niedrigen Privathäusern. Alles ist nach Heiligen benannt: Via San Giovanni, Via San Giacomo, Via San Domenico … Ein kleines Kloster mit einer „Stillen Bruderschaft“ ist hier beheimatet – wen wundert’s.

Eine Pizzeria lockt, das schwarze Schaf kehrt ein und eine wagenradgroße, flache Pizza landet vor der Schnauze. Mit einem Ichnusa sind heute 11 Euro auf der Rechnung. Sehr schön. Ein fettes Trinkgeld und weiter geht’s.

Die Siesta ist aber immer noch nicht zuende, es folgt ein schöner Spaziergang durch die Straßen, bis aus einer Pasticceria wunderbare Gerüche strömen: guter Kaffee und wunderbares Gebäck. Das passt nach der Pizza leider nicht mehr, aber das Schaf nimmt sich welches mit. Den Cappuccino trinkt es noch vor Ort, liest eine Zeitung und wandert dann gemütlich hinunter zum Hafen. Die Dämmerung setzt endlich ein und müde vom vielen Laufen verbringt das Tierchen den Abend mit einem Ichnusa, einem Stadtplan und dem Reiseführer im Zimmer.

Typisch Cagliari: Street Art Kultur
Typisch Cagliari: Street Art Kultur

Früh geht das Licht aus – morgen steht eine umfangreiche Erkundung der Natur an, von der Cagliari, eigentlich ja untypisch für Städte, eine Menge hat.

Sonntag morgen: Parco di Monte Claro

Cagliari – das bleibt vielen Kurzbesuchern häufig verborgen – ist eine sehr grüne Stadt. Sie gönnt sich insgesamt zehn Parkanlagen – eine davon am Parco di Monte Claro. Der Parco umfasst 25 Hektar und ist eine wunderbarer, weitläufiger botanischer Garten mit weiten Rasenflächen, vielfältigen Pflanzen und vielen Skulpturen.

In der Markthalle San Benedetto
In der Markthalle San Benedetto

Schon morgens um sechs Uhr geöffnet, lässt sich hier der Tag mit Joggen oder Walken beginnen – eine wahre Horde Fitnessverrückter ist hier unterwegs. Weitere Informationen über den Park in italienischer Sprache auf comunecagliarinews.it (in italienischer Sprache).

Proviant im Mercato di San Benedetto

Der Mercato di San Benedetto ist eine feste Einrichtung und eine Art jeden Vormittag stattfindender Wochenmarkt in einer alten Markthalle in der Via Coccu Ortu. Cagliari hat noch weitere Märkte, in denen das Einkaufen sehr viel Spaß machen kann.

Der älteste der Stadt (in dem man ohne Italienisch allerdings nur mit Händen und Füßen weiter kommt) ist der Mercato di Santa Chiara, er liegt in der Nähe der Piazza Yenne (die verschiedenen Märkte sind in italienischer Sprache auf turismo.it gelistet).

Der Markt von San Benedetto ist auch mit dem Bus gut zu erreichen (die Linien M und 6 fahren z. B. dorthin) und in der Nebensaison wesentlich stiller als in den Sommermonaten (siehe auch Artikel auf sardinien.com). Längst nicht alle Stände sind besetzt. Der Vorteil: Man kommt sehr schnell mit den Anbietern ins Gespräch und man hat nicht die Qual der Wahl zwischen zwanzig Käseständen mit je fünfzig Käsesorten.

Die Händler kommen aus den umliegenden Orten, manche auch von weiter weg, aus den Bergen, aus der Inselmitte. Sie bringen mit, was sie selbst jagen, fangen oder produzieren: Käse und Salami aus dem Gennargentu, Artischocken aus dem Sinis, frischen Fisch aus Sant’Antioco.

Das Schaf kauft Pecorino, Oliven und ein Kilo Mandarinen – als Proviant für die bevorstehende Wanderung.

Ans Meer und auf den Berg

Blick über Sant'Elia Richtung Castello
Blick über Sant’Elia Richtung Castello

Dummerweise regnet es wieder. Am Nachmittag soll es aufklaren, also schnappt sich das pecora nera das Auto und fährt ein wenig herum. Zuerst durch das Quartier Sant’Elia, vorbei am Stadio Sant’Elia, in dem der Fußballverein Cagliari Calcio seine Heimspiele bestreitet. Trainer ist übrigens Gianfranco Zola, ein international bekannter und erfolgreicher Sarde aus Oliena.

In der Via dei Navigatori direkt am Meer befindet sich ein weiteres Kulturzentrum, das „Lazaretto“ (www.lazzarettodicagliari.it), in dem insbesondere von Frühling bis Herbst rege Betriebsamkeit herrscht. Heute ist es geschlossen. Schade, das Schaf hätte gern wieder einmal in der großartigen Caffetteria im ersten Stock mit Meerblick gesessen. Aber auf der Terrasse wär es grad eh nicht gemütlich.

An der Küste
An der Küste

Der Regen lässt zum Glück langsam nach – vielleicht wird es doch noch was mit der Wanderung. Also auf, Richtung Calamosca, einer kleineren Bucht. Sie ist im Sommer durchaus eine etwas weniger frequentierte Alternative zum Poetto, und man sagt, dass sich hier die Gay Community der Stadt auch sehr wohl fühlt.

Hier führt eine einfache Teerstraße am Meer entlang. Am Ende des Weges ist ein traumhaft gelegener Club, mit Restaurant, Bar, und tolle Party- und Event-Location direkt am Strand (leider nur in der Hauptsaison geöffnet).

Sella del Diavolo – der Sattel des Teufels

Direkt am Wegende beginnt der erste Wanderweg auf den Sella del Diavolo (Sattel des Teufels). Das Schaf schnallt sich die Trekkingschuhe um und läuft los.

Bereits auf den ersten Metern ist der Weg kein Weg mehr und das pecora nera muss über Felsen stapfen und klettern – die wahnsinnig glitschig vom Regen sind. Das hat keinen Zweck, nach zehn Minuten muss es umkehren, wenn es sich nicht die Haxen brechen will.

Dann lieber ein anderes Mal, es gibt ungefährlichere Aktivitäten für einen Sonntagnachmittag. Und wann klart es endlich auf?! Kaum gesagt und wieder im Auto, ist sie da, die Lücke in den Wolken, durch die die Sonne sich mit aller Kraft ihren Weg bahnt.

Irgendwo in den Salinen zwischen Poetto und Quartu
Irgendwo in den Salinen zwischen Poetto und Quartu

Das Schaf fährt kurzerhand zum Poetto – ein Muss bei jedem Cagliari-Besuch.

Im Sommer Treffpunkt aller jungen Cagliaritaner, hier ist Leben pur und allabendlich Party bis spät in die Nacht. In der kleinen Marina – hübsch gelegen unterhalb des Sella del Diavolo – hat sogar ein Barwagen geöffnet. Kleines Becks, großes Panino. Gute Sache.

In der Nebensaison ist der Strand herrlich leer und kaum wiederzuerkennen. Bis nach Quartu könnte man acht Kilometer laufen – bei Wind und Wetter hat das ein bisschen was von Nordsee. Das Schaf stapft los durch den Strandsand und biegt nach einiger Zeit ab, geht durch die Siedlung und überquert die breite Ausfallstraße – und landet im …

Parco di Molentargius Saline

Vogelkolonie auf einem alten Kran
Vogelkolonie auf einem alten Kran

Ein tolles Naturschutz- und Wandergebiet, ebenfalls direkt an der Stadt, ist der Parco di Molentargius Saline. Diese Seenlandschaft aus Salz- und Süßwasser ist Heimat vieler Tiere – unter anderem einer großen Flamingokolonie, die man fast zu jeder Jahreszeit beobachten kann.

Im Mai kommen viele der rosagefiederten Tiere hierher, um zu brüten. Wer dann in der Stadt ist, sollte sich im Parkzentrum einfinden, mit Glück führen sie Euch zu ein paar der flauschigen Küken zeigen lassen – etwas niedlicheres gibt es kaum.

Er beginnt an der Stadtgrenze von Cagliari, begrenzt vom Stadtstrand Poetto, auf der anderen Seite von Quartu Sant’Elena, einer Stadt, die langsam aber sicher mit Cagliari zusammenwächst – nur noch getrennt von ebendiesen Wasserflächen. Zu beobachten sind hier auch Kormorane und Reiher, weitere Tiere sind auf der Webseite des Parks verzeichnet: www.parcomolentargius.it.

Auf einem guten Wanderwegenetz durchmisst das Schaf den Park (in dem es nicht nur für „Birdwatcher“, sondern auch für Familien und Sportverrückte einige Einrichtungen gibt – man kann hier Kanufahren oder Mountainbikes leihen).

Blick vom Monte Urpinu über die Salinen bis zum Sella del Diavolo
Blick vom Monte Urpinu über die Salinen bis zum Sella del Diavolo

Die „Area 9“, vom Viertel Molentargius aus über eine nicht enden wollende Schotterstraße mit ewig vielen Schlaglöchern zu erreichen, hat es dem pecora nera besonders angetan. Alte Kanäle, ein paar hübsche verlassene Förderanlagen für das Salz, rostige Brücken und ein alter Kran verbreiten den Charme vergangener, lebendigerer Zeiten.

Hier auf ebener Erde, unter der sich durchsetzenden Sonne, in der die Vögel ihr Gefieder putzen und trocknen, ist es zufrieden und knabbert, interessiert beäugt von einer Vogelkolonie, sein Picknick.

Hinter dem weitläufigen Stagno erhebt sich der Monte Urpinu, von dem das Schaf einen letzten Blick auf die Stadt erhascht.

In sich selbst ruhend, weltoffen und voller Leben – so kann nur eine Inselhauptstadt sein. Cagliari, denkt das schwarze Schaf, Du bunte Stadt, ich komme wieder!

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