Esterzili ist eines dieser kleinen Dörfer, von denen man nie liest. Höchstens das Schild im Vorbeifahren, oder in der Tageszeitung, weil jemand sich um den Baum gewickelt oder jemandem ne Kuh geklaut hat.

Weite, hügelige Landschaft oberhalb von Esterzili

Weite, hügelige Landschaft oberhalb von Esterzili

Dabei ist es unheimlich hübsch gelegen, im östlichen Teil Sardiniens. Die Gemeinde ist Teil der Provinz Cagliari (zählt sich selbst oft zur schönen Ogliastra), hat eine bis in die Nuraghenzeit zurück reichende Geschichte, über Jahrhunderte gewachsene Strukturen und mit rund 700 Einwohnern Leben im ganzen Jahr.

Istersili bzw. Stersili (sardische Namensvarianten) ist eben ein kleines, ganz normales sardisches Dorf, mit ein paar hübschen Wandmalereien, einer Dorfbar und dem entspannten Grundrauschen der Zivilisation.

Das hört man tatsächlich, wenn man durch die umliegenden Hügel heranschleicht. Naütrlich sucht der Normaltourist seine Beach Party mangels Strand vergeblich, und auch die Restaurant- und Hoteldichte fällt gegenüber den Touristen-Hotspots deutlich ab. Aber es gibt welche (siehe Infos am Ende des Artikels).

Die Leute sind aber sehr freundlich, ja gastfreundlich. Man könne hier sehr gut feiern, erzählt man dem Schaf. Im Sommer organisiert das örtliche „Pro Loco“ (eine Art Kulturzentrum) von Esterzili das ein oder andere Fest. Hier gäbe es auch Touristen, vor allem Motorradfahrer kämen hier oft durch.

In der Nacht zum 1. November feiert man „Is Animas“ mit „sa cena pò su prugadoriu“ – das ist eine Art Halloween, in einer Kombination heidnischer und christlicher Riten, angereichert mit lokalen Bräuchen und Traditionen, um die Seelen der Verstorbenen zu ehren.

Auch ziehen vor allem die Kinder von Tür zu Tür und fragen nach Opfergaben (dafür bereiten die Frauen des Dorfes spezielles süßes Gebäck) für das Wohl der Seelen – gegessen wird das natürlich von den Lebenden.

Gegen Abend wird ein Feuer auf der Piazza angezündet, alle kommen zusammen, es gibt lokale Spezialitäten und natürlich Musik und „ballo in piazza“. Auch wir seien herzlich eingeladen, es sei ein Fest für alle.

Ansonsten gibt es einige archäologische Stätten rund um Esterzili. Man solle einfach den Schildern folgen. Das schwarze Schaf schafft, zwei der Tipps trotz Beschilderung nicht zu finden.

Murales in Esterzili

Murales in Esterzili

Und oben auf dem Berg kann man wunderbar entspannen. Was ja auch nicht schlecht ist.

Das Wolltier fährt also ein Stück hinauf auf den Monte Santa Vittoria (1.212 m). Am Abzweig zum Pass „Genna Larza“ lässt es den Wagen stehen und trabt frei Schnauze durch die Landschaft, in der Pferde und Kühe frei weiden.

Keine markierten Wanderwege, aber auf den kleinen Teerstraßen oder wahlweise über Stock und Stein findet es sich leicht zurecht. Das Territorium ist für Trekkingfreunde eher anspruchslos und eben, an den Hängen niedrig bewachsen und sehr übersichtlich. Hier und da stört ein Zaun, aber der ist schnell überwunden.

Da der Pass aber 500 Meter oberhalb Esterzilis liegt, ist der Weg zwar einfach, aber dennoch einigermaßen ermüdend. Belohnt wird der wollige Wanderer mit einem tollen Weitblick.

Auf der einen Seite der kleinen Nebenstraße dichter Nadelwald, auf der anderen Seite ein weiter Blick nach Süden zur Perda Liana. Als Rundkurs führt die Teerstraße wieder hinunter zum Auto. Verlaufen ist hier nicht.

Die zweite Belohnung: Ein Bier in der Dorfbar.

Die Biker aus Österreich, die vor der Dorfbar in der Sonne relaxen, sind ebenfalls mehr als zufrieden. 75 feinste Kilometer, auf Landstraßen mit langgezogenen Abschnitten, weichen Kurven und engen, steilen Serpentinen rund um den Lago del Flumendosa haben sie nach Esterzili gebracht.

Alles in allem ein sehr entspanntes Stück Sardinien, ohne viel Spektakel. Aber hey – es hat alles, was Mensch braucht.

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