Sardinien ist ein Platz zum Seele baumeln lassen. Einer, an dem die Welt sich ein bisschen langsamer drehen darf. An dem erlaubt ist, dem Bel Niente / schönen Nichts, zu frönen. Wahlweise auch dem Bel po‘ / schönen Etwas. Oder dem Dolcefarniente / süßen Nichtstun.

Was für ein Geschenk das ist, haben wir wieder einmal eindrucksvoll erleben dürfen, als wir arbeitsbedingt einige Wochen in der deutschen Heimat verbrachten.

Stille, Weite, Gelassenheit

Stille, Weite und Gelassenheit in den Dünen bei Piscinas

Die Menschen auf den Straßen, Bahnhöfen und Flughäfen hechten emsig und forschen Schrittes von Termin zu Termin, geben sich unentspannt und denken gefühlt vor allem in Problemen. Jede Minute wird sinnvoll genutzt, zur Not noch mit Knopf im Ohr oder Laptop vor der Nase – statt mit einem guten Buch oder einem schlummrigen Blick aus dem Fenster die Welt einfach mal Welt sein zu lassen.

Wir sehnen uns jedenfalls sehr stark danach, wieder auf die Insel zu fliegen. Und als wir auch noch das Album eines Musikers hören, das mit „the art of doing nothing“ betitelt ist, der „Kunst, nichts zu tun“, vermissen wir die Insel noch mehr.

Denn eins darf man auf Sardinien ganz ohne schlechtes Gewissen: einen Gang runter schalten. Hier darf man sich Lebenskünstler nennen, und auch mal das Nichtstun zur Passion erklären.

Das hat weniger mit Faulheit, sondern mehr mit Gelassenheit und innerer Ruhe zu tun, die die Insel schenkt.

Denn auch ein schönes Nichts kann auf Sardinien voll von Vielem sein: von Eindrücken, von Erlebnissen, von Menschen, von Tieren, von Freude, von Festen, und und und …

Die ewige Emsigkeit auf dem Kontinent geht dem schwarzen Schaf recht schnell auf die Wolle. Klar, auch Sarden arbeiten. Manche haben sogar zwei Jobs, um klarzukommen. Auch Schafe haben ja ihren Job und fressen so eine Wiese sehr gründlich ab.

Aber für ein mehrstündiges Mittagsschläfchen im Baumschatten ist eigentlich immer Platz. Nicht nur die Schaf, auch ihr Schäfer setzt sich hin und wieder auf ein kleines Mäuerchen und guckt mal ne halbe Stunde in die Welt. Auch der Busfahrer findet zwei Minuten Zeit im Fahrplan für einen Caffè in einer Bar auf der Strecke. Die  Bauarbeiter, die einen neuen Kreisverkehr bauen, halten einen Plausch.

Warum sollen Arbeit und Leben nur etwas wert sein, wenn man hetzt? Wenn man ständig Erfolgen nachjagt, die Karriereleiter hinaufrast und mit nur Arbeitstagen über 14 Stunden beweisen kann, nicht faul zu sein?

Viele denken ja heutzutage, wer Zeit hat, einen Berg hinauf zu klettern oder stundenlang über Stock und Stein zu stolpern, mit dem kann doch irgendwas nicht stimmen …

Ein weites Nichts im Gennargentu

Ein weites Nichts im Gennargentu

Oder doch? Dem schwarzen Schaf gefällt die etwas langsamere Gangart der Sarden, und es meint: Gerade wer sich die Zeit nimmt, mal nichts oder alles etwas langsamer zu tun, mit dem stimmt eine ganze Menge.

Einige unserer liebsten Orte auf Sardinien für ein ausgedehntes „bel niente“, oder die Kunst, nichts zu tun, findet Ihr hier:

Schwarzschaf-Lieblingsplätze

Vorbild der Langsamkeit im ArtischockenfeldVorbild der Langsamkeit im Artischockenfeld

Vorbild der Langsamkeit im Artischockenfeld

Eine Stille umgibt uns in den sardischen Bergen, die ihresgleichen sucht, und die man anderenorts lang suchen muss. Die Einsamkeit und Eintönigkeit auszuhalten und schön zu finden, ist eine der grundlegenden Herausforderungen für den zivilisierten Menschen.

Ein sardisches Gedicht, an das wir uns leider nicht mehr ganz erinnern, lautet in etwa: „Die Stille ist so eindrücklich, dass wenn ein Tier im Unterholz ruft, alles ungläubig staunt, dass es noch mehr Geräusche gibt als das Rauschen der Bäume im Wind.“

Selbst, wer zu tun hat, weil er angestrengt wandert oder klettert, kommt immer wieder in Situationen, in denen er mit sich selbst und der Natur allein ist. In dem alle alltäglichen Dinge weg sind und im Kopf ganz viel Raum für Neues ist.

Da kommt man auf die schrägsten Ideen, um noch mehr und noch langsamer durch Sardinien zu streifen.

Nichtstun und einfach bloß aufs Meer gucken ...

Nichtstun und einfach bloß aufs Meer gucken …

Die Insel mal ein paar Wochen lang nur zu Fuß zu erkunden. Mit dem Boot oder gar dem Kajak umrunden. Zu Fuß von Meereshöhe auf den höchsten Punkt zu laufen. Auf dem Pferderücken von Palau nach Cagliari zu reisen. Den Supramonte zu queren.

Ihr merkt schon, das Schaf hat noch viel vor. Wir freuen uns, wenn wir auch Euch zu mehr Langsamkeit im nächsten Sardinienurlaub inspirieren. Wäre doch mal eine hübsche Übung: Langsam reisen. Nichts tun.

Oder begleitet uns einfach weiterhin virtuell und holt Euch die sardische Gemütlichkeit nach Hause!

Auf jeden Fall wünschen wir allen einen schönen, entspannten Sommer!

Euer schwarzes Schaf

 

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