Livorno. Toskana. Mittelmeer. Fähre nach Sardinien.
Das klingt alles so hübsch! So nach Urlaub!
Bis ich bei dem Versuch, ebendiese Fähre nach Sardinien zu finden, eine gefühlte Ewigkeit im Dschungel des stinkenden Industriehafens herumkurve.
Charme hat der nicht. Der porto industriale di Livorno wirkt zumindest nachts wie ein Riesen-Moloch.
Ist ja nicht so, als wäre ich zum ersten Mal hier.
Irgendwie schaffe ich es aber schon wieder, in dem Gefranse aus scheinbar willkürlich angeordneten Ab- und Auffahrten die Orientierung zu verlieren.
Wenn Livorno nicht von irgendeiner Tourismusbehörde den Preis für den am schlechtesten und fremden-unfreundlichsten ausgeschilderten Hafen der Welt bekommt, dann ganz sicher heute vom schwarzen Schaf. Da, bitte schön.
Dabei ist es eigentlich einfach.
Total einfach.
Facilissimo.
Echt jetzt.
Eigentlich.
Der Teufel ist ja bekanntlich ein Eichhörnchen und steckt in Livorno im Detail.
Zudem ist als Ortsfremder, im Dunkeln, nach einer zehnstündigen Autofahrt und mit den Resten einer Erkältung alles ein bisschen mühsamer.
Als wäre das nicht genug, habe ich für heute den Schwierigkeitsgrad erhöht. Ich fahre mit einer anderen Fährgesellschaft als sonst: Neuerdings hat nämlich auch GRIMALDI LINES die Strecke Livorno-Olbia im Angebot.
(+++ Anmerkung des schwarzen Schafs: Bitte schau unbedingt auf dein Ticket, wo deine Fähre abfährt. Eine Wegbeschreibung findest du hier, je nach Route / Jahreszeit / Fährgesellschaft gibt es aber ggf. unterschiedliche Abfahrtsorte, außerdem ändern sich Dinge und manche Details der Geschichte sind in der Saison ganz anders, als wir sie im Februar vorgefunden haben. +++)
Für den Ortsunkundigen und im Italienischen Straßenverkehr nicht so wahnsinnig geübten ist diese Asymmetrie in der Anordnung der Straßen die Hölle. Sie ist für den modernen Verkehr schlicht ungeeignet, die Planer scheinen irgendwas hinzumalen nach dem Motto „da wo gerade Platz ist“. Dem Fahrer Orientierung durch gleiche Strukturen geben, ist wohl eine ganz doofe Idee.
Himmelsrichtungen? Wurden genauso negiert.
Italien beweist bei Straßenbau und Verkehrsführung traditionell sehr viel Humor. Da macht Livorno keinen Unterschied.
Der Straßenbelag rund um Livorno erinnert zeitweilig an eine antike Römerstraße. Die Schwerverkehr-Dauerbelastung hinterlässt Spuren.
Regnet es, werden alle Abfahrten und Kreisverkehre zur Rutschpartie.
1. Merkzettel: Sei im Unbekannten korrekt.
Wenn da 40 steht, fahr ich also ausnahmsweise Strich 40.
Egal, ob mir der LkW im Heck klebt oder nicht. Egal ob ich mein Auto kenne oder nicht. das Schlagloch im Scheitelpunkt der Kurve kannte ich jedenfalls nicht.
Wegweiser stellt man hier recht spät auf. Plötzlich ist die Abfahrt da. Jetzt heißt es schnell entscheiden.
Geradeaus ginge es nach Livorno, rechts nach Firenze (Florenz, übrigens) und „porto“.
Wer nicht weiß, dass porto Hafen heißt, und mit schlechten Augen das Schiffs-Icon nicht deutet, fährt hier seinen ersten Quatsch zusammen.
Im Geiste höre ich das überforderte erstreisende Ehepaar in der frühen Saison in ihrem vollgepackten schicken Auto reden:
„Heinz-Dieter, wo müssen wir denn jetzt ab? Nach Livorno doch oder?“
Ich alter Italien- und Livornohase nehme selbstsicher und superschlau die Abfahrt „porto“.
Auf der Schnellstraße dann die nächste Entscheidung: Geradeaus ginge es nach Tirrenia und zu den „Darsena Toscana Est“ und „Darsena Toscana Ovest“ (also die Hafenbecken Toscana Ost und West).
Mir kommt das irgendwie bekannt vor … woher bloß?
Naja, denke ich, es werden ja wohl alle Fährgesellschaften bei der „stazione marittima“ abgefrühstückt. Also fahr ich ab, Richtung Livorno und stazione marittima. Ein echter Fuchs da hinterm Steuer 🙂
Ich hör sie schon wieder.
„Heinz-Dieter, Du bist da falsch, fahr da gradeaus! Da steht doch Tirrenia, das ist doch eine von den Fähren nach Sardinien!“
Ausnahmsweise hätte die Stimme recht gehabt, auch wenn das Tirrenia-Argument falsch ist.
Ein paar Abbiegungen und Kreisverkehre späteran der stazione marittima angekommen, sehe ich nirgendwo ein Schild „Grimaldi“.
Auf der Leuchttafel mit den heutigen Abfahrtzeiten taucht mein Schiff nicht auf.
„Heinz-Dieter, ich sag doch, Du bist falsch!!!“
Kurze Panik auch bei mir – hab ich mich im Tag geirrt?
Hechtsprung in die „stazione marittima“.
Dort sagt mir die Lady an der Info, dass Grimaldi nicht hier, sondern an der „Darsena Toscana“ abfährt. Biglietteria und Ufficio seien auch dort. Etwa zehn Kilometer von hier. Am anderen Ende des porto. Hinterm Petroleum-Hafen.
Ich gucke aufs Ticket. Ja, da steht’s ja auch: „Departure Darsena Toscana Est“. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Lalalalala …
2. Merkzettel: Nicht denken, sondern gucken.
Also wieder rein ins Auto. Aber wo lang?
Die „Darsena Toscana“ ist aus dieser Richtung dummerweise so gar nicht ausgeschildert. Orientierungsvermögen in einem Industriehafen? Pfffft!
LKW überall, Container, Kräne, dazu ungesunde Gerüche und lauter Sackgassen.
Ich lande auf irgendeiner Hochstraße zwischen Industrieanlagen, dann vor einem Containerterminal, dann vor einer Bahnschranke. Irgendwann rede ich mit mir selbst, wie absurd das ist und schüttele zum etwa drölfzigsten Mal den Kopf.
So langsam würde ich gern die Bigletteria finden, dann vor Abfahrt einen Prosecco an der Bar nehmen und einfach dem Schiffsverkehr zugucken.
Statt dessen bin ich irgendwo in den Eingeweiden des Molochs.
Also, wenn ich Schleuser oder Schmuggler wäre, dann würde ich garantiert im Hafen mein Unwesen treiben.
Eine Riesengrauzone mit Milliarden dunkler Ecken und Gebäuden und Kisten, von denen keiner genau weiß, was sich darin, darunter, dahinter befindet.
Optimal für dubiose Gestalten und dunkle Geschäfte.
Das ist alles wenig mediterran, toskanisch oder gar dolce-far-nientig.
Alles ist sogar ziemlich weit weg von der Wohlfühlzone eines allein reisenden schwarzen Schafs – und das hat nun echt ne dicke Wolle.
„Heinz-Dieter, pass auf, der rote Wagen da vorne, das ist bestimmt ein Räuber!“
Ohne es zu wissen, stehe ich direkt vor der richtigen Einfahrt zum Schiff (das weiß ich aber erst später). Meine „Zeus Palace“ ist nur leider hinter Containerstapeln festgemacht und für den Moment unsichtbar.
An dem Tor steht nicht Grimaldi, sondern irgendein anderer Name und da sind weder Wegweiser, Privatautos, Passagiere oder Fähren. Nach Aktenlage sieht alles nach „Mööööööp, Sie haben sich leider verfahren“ aus. Verdammte Axt.
3. Merkzettel: Hilf Dir selbst.
Was mache ich also? Denke schon wieder, statt zu gucken (zum Beispiel mal aufs Handy oder um die Ecke). Ich könnt ja fragen (bei dem Hansel im Torhäuschen vielleicht), aber ich hab ja noch Zeit zum Suchen – Ablegen ist erst in zwei Stunden.
Ich kehre lieber um und fahre hinaus aus dem Hafengebiet, um nochmal ganz in Ruhe von vorn anzufangen.
Natürlich gibt es auf der Straße keine (seriöse) Möglichkeit zu wenden. Anderenorts ist schon passiert, dass ich dann wieder auf die Autobahn und durch zwei Mautstationen fahren musste, um zu drehen.
Heute geht es irgendwie – ich drehe hartnäckig ein paar Runden durch Auf- und Abfahrten, immer dem Schild „Tirrenia“ folgend. Das stand ja bei der Anfahrt auf dem gleichen Schild wie die „Darsena Toscana“ und sollte als grobe Richtung taugen.
Das klappt! Hey, ein bisschen Fuchs bin ich ja schon!
In einer Baustelle dann die Abfahrt „Darsena Toscana Est“ – links runter in ein kreisverkehrähnliches Gebilde mit gefühlt 137 Möglichkeiten, abzufahren.
Vor mir ein LKW mit Anhänger, der alle Schilder verdeckt.
Im letzten Moment erspäht mein Adlerauge in der Dunkelheit das kleine dunkelblaue Schild, auf dem in zarter Schrift „Grimaldi Lines“ steht.
Deutlicher ging’s wohl nicht.
Der nächste Kreisverkehr ist kompakter, der Lkw entsprechend langsam und ich hab Zeit nach dem nächsten wehrlosen Schild Ausschau zuhalten.
Es hängt bereits leicht schief, aber es ist da.
Und dann ist die Straße zuende, wir sind auf einer Fläche, die wohl ein großer Parkplatz sein soll – mein Vorausfahrer stellt sich rechts an den Rand neben etwa zehn andere LkW und steigt mit Papieren aus.
Öh … und nu? Da ist eine Lücke zwischen den LkW – beherzt fahre ich durch.
Wieder kein Schiff und kein Grimaldi zu sehen. Was genau geht hier ab? Wieder höre ich die Stimme.
„Heinz-Dieter, Du bist schon wieder falsch! Da ist ja gar kein Schiff!“
Aber da steht immerhin ein Hafenarbeiter mit gelber Warnjacke und Funkgerät. Gelernt hab ich ja in der Zwischenzeit, also frage ich ihn.
Der sehr fröhliche Mitarbeiter (irre ich mich, oder hat der schon ein paar Lampen an?) weist auf ein zweistöckiges, graues Gebäude, sagt mir ich solle hinter selbiges zu den anderen PkW fahren, den Wagen dort abstellen und im Ufficio alles klären (das ausgedruckte Ticket reicht nicht, ein Check-In am Hafen ist notwendig). Später würde er dann mit seinem Auto vorfahren und uns zum Schiff leiten.
Er zeigt auf die gegenüberliegende Mole. Dort liegt in Luftlinie ein paar hundert Meter entfernt und hell erleuchtet die „Zeus Palace“. Außen rum per Auto sicher nochmal ein Kilometer Fahrt.
Komfort geht anders.
Der Vollständigkeit halber: Natürlich spricht der Mann nur Italienisch, wie auch alle anderen im Büro und später auf dem Schiff (dort packen sie in den Lautsprecheransagen zumindest gebrochenes Englisch aus).
4. Merkzettel: Lerne die Landessprache
Wer öfter nach Italien reist, macht nichts falsch, Italienisch zu lernen.
Aber auch als Spontanurlauber kann ich durchaus überlegen, in welchen Situationen ich vielleicht kommunizieren muss. Nicht davon ausgehen, dass die schon alle Deutsch (und die Sprachen der anderen Reisenden auch noch) sprechen, sondern selbst vorbereitet sein.
Straßenverkehr, nach dem Weg fragen und Abklärungen am Ticketschalter sind so Dinger. Sprachführer und Basiskurse decken das ab.
Ich weiß noch, wie ich vor meinem ersten Rom-Urlaub unbedingt Italienisch lernen wollte und nur für ein Wochenende in Lissabon die wichtigsten Sachen im Hotel und Restaurant gelernt hab. Die portugiesischen Brocken hab ich wieder vergessen, aber für Italienisch war es der Anfang und heute geht’s echt gut.
Vor allem sind alle, mit denen ich hier im Hafen spreche, erleichtert.
Das „Büro“ ist der Hit: Drei Mitarbeiter wickeln auf etwa 3 x 3 Quadratmetern sowohl Waren als auch Passagiere ab.
Ich zwänge mich zu sechs LkW-Fahrern in den kleinen Warteraum und – warte.
Angst? Fehl am Platz.
Komisch beäugt werden, bin ich aus verschlissenen Dorfbars in der Barbagia gewohnt, das kann so ein dunkeläugiger bärtiger Hirte deutlich besser.
Ansonsten bin ich schon nachts von der Reeperbahn nach Hause getorkelt und in der Morgendämmerung durch Neu-Delhis dunkle Ecken getrabt.
DAS HIER juckt mich nullkomma gar nicht.
5. Merkzettel: Sei selbstsicher.
Mag anderen anders gehen, und auch ein wenig kurz gegriffen sein, aber ich glaube, die größte Gefahr geht von der eigenen Unsicherheit aus.
Es sei denn, ich treffe auf einen Serienkiller oder hab irgendein anderes ganz großes Pech, aber davon geh ich heute abend mal nicht aus.
Die starrenden Jungs widmen sich jedenfalls bald wieder ihren Frachtbriefen.
Irgendwann registriert mich einer der Mitarbieter und ruft „passeggero con auto?“. Ja, ich bin ein Passagier mit Auto und darf vortreten, juhu!
Ich bin mit einem größeren Auto da, als auf dem Ticket angegeben, das sage ich brav dazu. Der Mann hinter der Glasscheibe lächelt, sieht gleich sehr freundlich aus, schreibt das neue Kennzeichen ins System und gibt mir mein Ticket zurück.
Vorteil der Nebensaison und der nicht-vollen Fähre: Der von einem lieben Freund geliehene und deutlich größere SUV kostet genauso viel wie mein kleiner Panda. Die Gebühr für das Umschreiben des Tickets berechnet der Schaltermann heute auch nicht.
Großes Kino!
Den Zettel fürs Auto mit dem Reiseziel „OLB“ für Olbia schreibt er schnell von Hand, ich soll ihn hinter die Scheibe legen. Das ist niedlich hemdsärmelig.
Für die Kabine gibt’s eine stabile Kartonkarte, die auch als Türöffner funktionieren soll. Das ist dagegen fast high end.
Auch er erklärt noch einmal kurz das Procedere mit dem Hinterherfahren, und das ist nicht ohne.
Ich bin versucht, in der Hauptsaison einmal mitzufahren, um zu gucken, ob und wie sich hier angesichts voller Schiffe etwas verändert hat und / oder was für ein Chaos mit den Touristen – den deutschen und den italienischen – herrscht.
„Heinz-Dieter, was hat er gesagt? Wie geht das? Wie, der konnte kein Englisch?“
Das Ticket war sehr günstig: Livorno-Olbia und zurück, eine Person mit Auto und Kabine, für 175 Euro (Infos zur Buchung siehe unten).
Nach meiner kleinen Odyssee weiß ich auch warum.
Der Preis ist auf jeden Fall durch billige Liegegebühren hinterm Petroleumhafen von Livorno subventioniert und man hat als Reisender schon einiges auszuhalten.
Der Gestank, den der Wind gerade herüberträgt, ist zum Beispiel echt übel …
6. Merkzettel: Hab Vertrauen.
Aber auch, wenn alles gar nicht einladend aussieht – es ist gar nicht so schlimm.
Frachtverkehr ist einfach nicht schön. Und hier ist das Gros, zumindest in der Nebensaison, Frachtverkehr.
Auf Passagiere ist man wenig eingerichtet. Ja, eigentlich komisch, denn Grimaldi fährt auf anderen Strecken, z. B. Barcelona – Porto Torres, schon länger mit durchaus ordentlichen Passagierzahlen.
Vielleicht rüstet man in Livorno zur Hauptsaison erst noch auf. Für uns paar Nasen (ich schätze etwa 25, max. 30 Privatwagen) jetzt im Februar lohnt das scheinbar noch nicht.
(7. Merkzettel: Nichts ist so alt wie ein Blog-Eintrag von gestern: Anfang April 2016 fuhr Grimaldi vom „normalen“ Fährhafen ab. In der stazione marittima einchecken musste man aber immer noch.)
Die nun noch verbleibende Stunde Wartezeit ohne Bar auf einem dunklen Parkplatz ist nicht unbedingt das Highlight der Reise, aber eigentlich ist ja alles gut.
Ich steige aus, sehe mich um, mache Fotos von den Containerkränen und versuche „mein“ Schiff am Kai gegenüber zu fotografieren. Dass der Liegeplatz der „Zeus Palace“ an der „Darsena Toscana Ovest“ ist, merke ich erst, als ich mir das ganze auf einer Karten-App nochmal ansehe, und es verwirrt auch nur bedingt.
Büro und Bigletteria sind an Hafenbecken „Est“, wie Osten, die beiden sind nah beieinander und ich werde ja hingebracht.
Um mich herum ist immenser Lärm. Aber ich hab mal im Hamburger Hafen gearbeitet, das stört mich also nicht.
Dummerweise bekomme ich deswegen aber auch nicht mit, wie der erste Schwung Autos rübergebracht wird: Als ich mich umdrehe, sind bis auf fünf alle weg. Bin ich taub?
„Heinz-Dieter, jetzt haben wir für Deine blöden Fotos die Abfahrt verpasst! Jetzt sind die weg!“
Ich warte einfach. Das „Lotsenauto“ kommt nach kurzer Zeit wieder und holt den Rest.
Also sagen wir so: Der Rest muss merken, dass es jetzt los geht. Er hupt nicht und sagt auch nichts, sondern dreht einfach eine Runde, stellt sich kurz hin und fährt dann wieder los.
Ziemlich schnell, so dass ich Auto kaum hinterher komme.
Und siehe da, dann stehe ich vor dem gleichen Tor wie vor etwa einer Stunde. Intuitiv richtig gesprungen und das Hindernis dann doch gerissen. Dafür diverse Ehrenrunden drehen müssen. So ist das im großen Pferdesport.
Auf der Fähre ist alles bestens.
Das Schiff ist insgesamt in ordentlichem Zustand. Schiffe sind immer für Kuriositäten gut, so auch die Rettungskapazitäten in der Nacht für 257 und am Tag für 291 Personen. Ich hoffe für die in der Hauptsaison und im Ernstfall, dass es woanders noch deutlich mehr gäbe.
Heute sind wir wahrscheinlich insgesamt höchtens 100 Leute auf dem Schiff, also ist das nur zum Lächeln.
Hier und da wird noch geschraubt und gearbeitet. Das ist im Winter immer so. Die „Zeus Palace“ ist nicht alt (Baujahr 2001), aber an so einem Riesenkahn gibt es grundsätzlich immer etwas zu tun. Eine abgeplatzte Farbschicht, und schon sieht’s aus, als wäre der Kahn kurz vorm Untergehen.
Das ist Typfrage, wie man das aufnimmt: Entweder findet man es interessant oder man hätte es lieber nicht gesehen. Schiffe aus Stahl sind einfach so. Sie rosten quasi sofort bei Berührung mit Sauerstoff und/oder Wasser. Bestes Beispiel ist der Pool, der im Winter sich und dem Wetter überlassen wird. Farbe drauf lohnt erst kurz vorm Befüllen. Dann ist aber alles ist wieder gut und es sieht bestimmt schick aus.
Substanzielle Schäden hat das Schiff nicht, sonst würde der Kapitän schon aus Eigeninteresse damit nicht übers offene Meer fahren.
Die Vierer-Außenkabine ist top geräumig und gepflegt. Der Laminatboden ist eine Wohltat gegenüber den Teppich- und Plastiksünden der anderen Fähren. Das Bad ist sauber, es riecht gut, im Schrank sind Schwimmwesten.
Die Möbel, auch in den öffentlichen Decks sind nicht mein Geschmack, aber gutes Mittelklasse-Hotel-Material.
Sie sind bequem und zweckmäßig. Und vor allem eins: sauber. Die Polster sind noch fit und man setzt sich gern drauf. Ich erinnere mich an eine Moby-Überfahrt mit extrem schmutzigen modernen Barmöbeln. Dann lieber ne saubere Goldkante.
Die öffentlichen Toiletten sind beim kurzen Reinspähen auch in Ordnung, es sind aber auch nicht viele Leute auf dem Schiff.
Also, alles fein.
Das Restaurant teste ich beim nächsten Mal (Nachtrag: Freunde haben zwischenzeitlich erzählt, dass sie sehr angetan waren!). Jetzt, wo ich weiß, wie einfach alles ist, steht der nächsten Grimaldi-Buchung nichts im Weg.
Das Schiff legt ab – zurück in die Kabine.
7. Merkzettel: Sei neugierig, fühl dich wohl.
Am Fenster sind die Salzwasserablagerungen mehrerer Reisen, aber ich kann auf dem breiten Fenstersims sitzen und schau mir neugierig die Ausfahrt an. So weit in den Eingeweiden des Hafens, ist das wie eine kleine Rundfahrt.
Nach mehreren Fährfahrten hab ich über die Jahre auch etwas Übung in der Reisevorbereitung und mir eine kleine Weinflasche und etwas Knabberzeug mitgebracht. Das reicht für ein schönes, privates „Cabin’s Dinner“.
Mit der gedrosselten In-Port-Maschine ist es allerdings hammer laut und alles rattert. Mit einem Handtuch blockiere ich die Schubladen des Nachttisches (Braucht den eigentlich irgendjemand?!) und lege mich dann auf eine echt ordentliche Matratze, auf der ich wirklich gut schlafe.
Am Morgen in Olbia wirft mich die Lautsprecheransage schon eine Stunde vor Ankunft aus dem Bett – die Gäste mögen doch bitte an Deck 5 im öffentlichen Bereich auf das Anlegen warten.
Das ignoriere ich – kann mir keiner sagen, dass sie in der Nebensaison ausgerechnet diese Kabine für die Rückfahrt brauchen und daher sofort putzen müssen – und drehe mich nochmal um. Zehn Minuten vor Ankunft laufe ich nochmal draußen rum und gucke auf Olbia. Das Manöver dauert noch etwas, also gibts noch einen Cappuccino.
Mit etwas Verspätung dürfen wir zu den Autos.
Schiffsbauch offen – rausfahren – da sein.
Buuuungiorno, Sardegna!
Auf zu neuen Schaf-Abenteuern!
P.S. – Hier geht’s zur Wegbeschreibung zum Fährhafen Livorno
P.P.S. – Die neuen Tickets von Grimaldi Lines könnt ihr hier buchen: www.grimaldi-lines.com … (Direktlink zur englischen Buchungsseite: https://booking.grimaldi-lines.com/index.php?l=en). Wenn was nicht klappt (bei mir kam zum Beispiel das Ticket nicht per E-Mail an), dann einfach eine E-Mail an info@grimaldi.napoli.it senden. Die Reaktionszeit war nicht die schnellste, aber am Ende hat alles geklappt. An der italienischen Hotline spricht man auch Englisch.
P.P.P.S. – Sorry insgesamt für die Bildqualität, sie sind mit dem Handy und teils aus dem Auto und in der Dunkelheit aufgenommen. Hier noch ein paar Eindrücke:
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