Am Nachmittag des 11. Februar 2020 kündigte Air Italy seine Liquidation an. Damit sind Nebensaison-Flüge von und nach Sardinien noch weiter ausgedünnt als eh schon. Aktuell (19. Februar) hat das Regionalparlament kommuniziert, die Pleite aufhalten zu wollen. Mal sehen.
So oder so: Reisekonzepte für das ganze Jahr und die Ausdehnung der Saison werden immer schwieriger zu realisieren. Verlässliche Verbindungen, die eine Geschäftsplanung erlauben? Alle Jahre wieder: Nein.
Und, noch schlimmer: Air Italy war auch die Gesellschaft, mit der die continuità territoriale, garantiert wurde – die tägliche Verbindung Sardiniens mit dem europäischen Festland für die Inselbewohner. Das macht jetzt noch die Airitaly ab Cagliari (für alle, die im Norden leben, eine Anreise von ca. drei Stunden zum Flughafen) – die allerdings auch offiziell dauer-insolvent ist. Das was auf dem Kontinent völlig normal ist und zur Lebensqualität gehört, ist auf der Insel ganz schön schwierig geworden: Mobilität und Flexibilität im Arbeiten, Leben und Reisen.
Sardinien ist im Jahr 2020 quasi isoliert – zumindest in der Nebensaison. Noch eine Fluggesellschaft weniger. Irgendwie ist seit der Pleite von Airberlin der Wurm drin … Dazu gleich mehr.
Erstmal ein paar Infos für die (neben den 1200 Angestellten) Betroffenen, die Reisenden:
Das Procedere wird für Reisende, die schon ein Airitaly-Ticket haben, auf der Webseite von www.airitaly.com detailliert erklärt:
Dummerweise ist zeitgleich auch noch der Flughafen Olbia wegen Landebahnverlängerung geschlossen. Die Botschaft: Man investiert für immer mehr Touristen im Sommer, aber außerhalb der Saison – nix. Keine Chance für ganzjährige Reisekonzepte. Die Nebensaison ist als Reisezeitraum zumindest in diesem Jahr quasi tot. Und die Einwohner? Ach, die müssen ja nicht weg …
Da ist was faul im Staate Dänemark … äh, Sardinien … Italien … oder wer immer da nicht aufgepasst hat.
Ganz isoliert ist die Insel natürlich nicht. Neben den Fährverbindungen findet man Flug-Alternativen natürlich ab Cagliari und Alghero. Die „Hubs“ sind auf dem italienischen Festland, von dort aus weiterfliegen nach; auch mit Umsteigen in London (neuerdings mit Reisepass) kommt man manchmal besser ans Ziel – im Fall dass man in Norditalien auch noch den Flughafen wechseln muss.
Hier eine schnelle, unvollständige Liste aus dem eh schon reichlich dünnen Winterflugplan:
Cagliari Airport CAG – Flughafen Elmas
Alghero AHO – Flughafen Fertilia
Ja, damals, als der Prinz Aga Khan 1964 seine Fluggesellschaft Alisarda gründete, war noch alles gut. Die ersten Flüge mit zwei Beechcraft C-45 zu je 8 Plätzen – wahrhaft exklusiv, aber so war es auch gedacht.
Aus der einstigen exklusiven Idee ist ein gescheitertes touristisches Unternehmen geworden. Mir nimmt das wenig Wunder.
Mir stellen sich einige Fragen: Wie soll sich das in Billigfliegerzeiten überhaupt rechnen? Wenn auch der Reisende den guten, alten Zeiten hinterher trauert, aber eben keine drei- oder vierstellige Summe mehr auf den Tisch legt, um in Sardinien zu urlauben, sondern alles billig haben will – wie soll das langfristig gehen? Wenn der Touristenflug in Einzelfällen sogar für unanständige 9 Euro zu haben ist, der Einheimischen-Tarif aber bei 80 Euro liegt – wo ist da der Vorteil? Wie soll eine Ausdehnung der Saison auf das ganze Jahr (Stichwort: „destagionalizzazzione“) funktionieren, wenn das Transportwesen alle Jahre wieder am Boden liegt?
Wie kommt Sardinien endlich langfristig aus dieser zu einem großen Teil hausgemachten Nebensaison-Isolation heraus?
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Margit Lanbacher
13. Februar 2020 at 11:39Hallo liebe pecora nera! Mein Mann und ich sind feste netz-Freunde von „pecora nera“ , Ihre Tipps sind immer super! Zum Thema air italy; mit Volotea fliegt frau zu interessanten Zeiten (und Preisen)! Ganz sonnige Grüße von ‚Margherita‘ & Martin di Arzachena🌸
pecora nera
13. Februar 2020 at 12:06Lieben Dank 🙂 Wohin fliegt Volotea denn? Habe aktuell nur Cagliari – Torino gefunden …