Lago del Coghinas trägt nach dem Sommer wenig Wasser

Der Lago del Coghinas trägt nach dem Sommer wenig Wasser

In der Gallura, zwischen Tempio und Ozieri, breitet sich eine abwechslungsreiche Landschaft aus, die von Flüssen und einem großen See genährt wird: dem Lago del Coghinas. Die Reise entlang der Ufer dieser Gewässer beginnt am „unschuldigen“ Ende, den beiden Quellflüssen.

Riu Mannu di Montacuto / di Berchidda

Der „große Fluss“, wie sein Name übersetzt lautet, entpsringt südlich des Sees in der Region des Montacuto (Monte Acuto), in einer Hochebene auf gut 700 Metern zwischen Buddusò und Alà dei Sardi.

Die Gegend ist reich an Quellen, daher trägt er auch nach langen Trockenperioden noch viel Wasser. In der abgeschiedenen Region leben viele Greifvögel, Rebhühner, Kaninchen und Wildschweine.

Riu Mannu nördlich von Ozieri

Riu Mannu nördlich von Ozieri

Der Riu Mannu füllt – zusammen mit anderen Quellflüsschen – an seinem Lauf noch den Lago di Monte Lerno und wird danach Riu Coghinas genannt, fließt dann eher in nördlicher Richtung, trifft vor Berchidda auf den Riu Pedrosu und den Riu di Berchidda. Er wird daher auch „Riu Mannu di Berchidda“ genannt.

Zusammen fließen sie in den östlichen Arm des Lago di Coghinas, den man auf der SS 392 (Tempio – Oschiri) über eine alte Brücke passiert. Sie wirkt baufällig, aber hat uns bislang immer noch gut über den See gebracht. In regenreichen Zeiten befindet sich die Straße an der Brücke der SS 392 oft nur 1-2 Meter über der Oberfläche.

Flusslandschaft am Rio Mannu

Flusslandschaft am Rio Mannu

Riu Mannu di Ozieri

Der Einfallsreichtum der Leute, die hier wohnten, hatte scheinbar eine schwache Phase: Auch der sich aus Westen nähernde Flusslauf, den die SS 597 Sassari-Olbia quert, heißt ebenfalls Riu Mannu.

Der Riu Mannu di Ozieri entspringt weiter östlich in der Provinz Sassari in der Bergkette des Goceano, nördlich von Bolotana am Punta Palai auf gut 1200 Metern. Der Quellfluss wird zwischenzeitlich Riu Badulatu genannt und ändert seinen Namen noch in Riu Butule.

Ein anderer Nebenfluss (ja, auch der wird Riu Mannu genannt) entspringt weiter südwestlich, beide Läufe fließen südlich von Chilivani zusammen und endlich schlängelt sich der Riu Mannu di Ozieri mit seinen Wassern, die hier bereits gut 50 Kilometer Strecke hinter sich gebracht haben, in das südliche Becken des Lago del Coghinas.

An der Straße von der SS 597 nach Tula / Erula (diese Provinzstraße ist nach Tula übrigens landschaftlich unheimlich schön und führt auf die SS 672, Sassari-Tempio), kann man bereits kurz nach der Abfahrt den Lauf des Riu Mannu einsehen.

Je nach Wasserstand und Regenmengen macht der Fluss entweder den Eindruck einer friedlichen Au oder wirkt, je weiter er sich in der Ebene ausbreitet, bereits wie ein See.

Oberhalb von Ozieri in seiner Quellregion bei Buddusò, kennt man ihn als ungezähmten, wilden Fluss, an dem man sich bei der Erkundung durchaus nasse Füße holen kann. Fotos und eine Beschreibung in italienischer Sprache über seinen Charakter im Winter findet Ihr auf dem Blog von Sandro Piras auf http://buddusoambiente.blogspot.com/

Grüne Wasser

Grüne Wasser

Der Stausee: Lago del Coghinas

Der Coghinas ist kein natürlicher See, sondern entstanden durch die künstliche Aufstauung der Zuflüsse. Er fasst über 250 Millionen Kubikmeter Wasser und dient der Trinkwasser- und Energieversorgung der Insel. Der See wirkt auf der Karte und in natura – genau wie seine Zuflüsse – dennoch sehr natürlich.

Durch die Stauung haben sich zwei Becken gebildet – das südliche ist kleiner häufig trockener als der „größere“ Teil, nördlich davon gelegen und von den ihn umgebenden Landstraßen gut erkennbar.

Eine lange Schlucht durch den Fels verbindet die beiden Becken. Die Wände sind nicht sonderlich hoch, doch das tut dem Ort keinen Abbruch.

Einen schönen Blick auf diesen Abschnitt erhält man von der Ponte Frassu (an der SS 597 bei dem Hinweisschild zur Kirche „Nostra Signora di Castro“ abfahren und dort dem Straßenverlauf ca. 4,5 km Richtung Tula folgen). Der Stein der Felswände schafft mit dem grünen Wasser ein ungewohntes Farbenspiel; Schafe weiden in der Ferne am Ufer und Angler genießen die Ruhe des Ortes.

Denn Durchgangsverkehr gibt es kaum – die Brücke auf der kleinen Landstraße ist eigentlich gesperrt, doch das letzte Verbotsschild wurde samt Barriere kurzerhand beiseite gestellt. Uns war schon zu Fuß etwas mulmig, die etwa 15 Meter hohe Brücke zu überqueren – wer das mit dem Auto wagt, hat vielleicht hinterher keins mehr.

Brücke an der SS 392 (Tempio-Oschiri)

Brücke an der SS 392 (Tempio-Oschiri)

Nach einem regenreichen Winter trägt der See im Frühling häufig soviel Wasser, dass nur die Baumwipfel aus den Fluten herausgucken und die ufernahen Gebiete überschwemmt sind.

Ein karger Sommer lässt den Pegel um mehrere Meter sinken, der See und seine Zu- und Abflüsse wirken fast ausgetrocknet und bieten ein völlig anders Bild.

Die Staudämme

Die „Gola di Muzzone“, eine Verengung am Südwesthang des Monte Limbara, hatte seit jeher eine natürliche Stauwirkung. An dieser Stelle wurde 1926 ein Damm errichtet (ital.: „Diga di Coghinas“), 185 Meter breit und 58 Meter hoch. Er wird heute von der Enel betrieben. Einen guten Eindruck von der Energie, die hier freigesetzt und gewonnen wird, gibt dieser kleine Film aus dem Jahr 1975 auf Youtube.com.

Coghinas Staustufe, Quelle: wikimapia

Coghinas Staustufe, Quelle: wikimapia

Die zweite Staustufe findet sich weiter nördlich, bei Casteldoria und Santa Maria di Coghinas. Sie bildet den kleineren, aber nicht minder schönen Lago di Casteldoria. Er ist einer der kleineren Stauseen Sardiniens und liegt perfekt für ein kleines Picknick und kleinere Wanderungen in seiner direkten Umgebung und zur Staustufe sind selbst im Sommer gut machbar.

Der Fluss „Fiume Coghinas“

Nach der Staustufe im Lago del Coghinas bahnt sich der Strom als „Fiume Coghinas“ seinen Weg in Richtung Norden und wächst hier zum drittgrößten Fluss Sardiniens an. Die Quellen am Monte Limbara nähren weitere Zuflüsse und insgesamt kommt die längste Strecke auf 116 km.

Fiume Coghinas an der Settentrionale Sarda

Fiume Coghinas an der Settentrionale Sarda

Weiter Richtung Norden kann man ihn bei „Sa Contra“ an der sogenannten „Settentrionale Sarda, der ehemaligen SS 127, sehr schön beobachten – hier trägt er viele Sedimente mit sich und ist meistens sandbraun.

Seinem Lauf folgt man weiter an der Strada Provinciale 92 – diese Straße ist landschaftlich sehr schön und besonders am Lago di Casteldoria lohnt sich ein Zwischenstopp und etwas weiter an den römischen Thermalquellen.

„Coghinas“ ist übrigens Logudoresisch, verwandt mit dem Wort „Cuzina“ in Galluresisch, was soviel wie „Cucina“ = „Küche“ bedeutet. Der Name soll auf die bereits seit der Römerzeit bekannte Thermalquelle bei Casteldoria zurückgehen, die für die Versorgung der Bevölkerung stets wichtig war.

Auf dem Weg zum Meer wird der Fluss Coghinas immer breiter. Sein Delta liegt zwischen Valledoria und Badesi Mare macht die Strände zu einer Art „Natur-Swimmingpool“, Libellen und Seevögel fühlen sich hier sehr wohl.

Lago di Coghinas nach viel Regen

Der Lago di Coghinas nach viel Regen

Flora und Fauna am Coghinas

Das schönste an der Landschaft um See und Fluss ist die Abwechslung, die sie schaffen. Satte Grün- und Blautöne durchbrechen das Grau und Braun der ausgedörrten, steinigen Umgebung. Wasserpflanzen, Schilf, aber auch bis an das Ufer wachsende Olivenbäume geben malerische Ausblicke. Im Herbst gesellt sich das Kupfer der welkenden Laubs hinzu.

In Flussnähe sind immer wieder kleinere Wildtiere anzutreffen, wie Füchse, Marder und Kaninchen. Die Ufer des Sees gehören hingegen den Haustieren der Höfe, die das fruchtbare Schwemmland bewirtschaften: Hier grasen Kühe, Schafe und Schweine.

In den Flüssen und im See tummeln sich bis zu 60 cm lange Fische, vor allem Karpfen, Barsche und Welse. Angeln ist an den Binnengewässern allerdings nur mit Genehmigung gestattet.

Wasserstelle für Tiere rund um den See

Wasserstelle für Tiere rund um den See

Doch viel schöner ist es, am Ufer zu sitzen und den Tieren zuzusehen. Den Schafen natürlich, wenn sie mit ihrem idyllischen Glockenklang über die Weide ziehen. Den Kühen, wie sie ein Bad in den seichten Wassern nehmen. Den Fischen, wie sie in dem Teils verbrackten Gewässern herausspringen und den Sauerstoffhaushalt ausgleichen und Insekten über der Oberfläche fangen. Viele schwimmen nah an der Oberfläche und wenn man einen klaren Flussabschnitt erwischt, dann lassen sie sich mit viel Geduld auch auf ein Foto bannen.

Der große See mitten in der Gallura und seine Zuflüsse sind ideal für eine Erkundung des galluresischen Hinterlands, ob zu Fuß, per Bike oder gar per Kanu. Die Städte Olbia, Tempio, Sassari und Castelsardo versprechen Abwechslung, der Strand ist zwischen 30 Minuten und einer Stunde entfernt.

Jagt Euch ein gutes Agriturismo oder ein schönes Gasthaus in der Nähe von Ozieri oder Oschiri – und fertig ist ein toller Sardinien-Urlaub.

Unterkunft

  • Jagt Euch ein Agriturismo oder ein B&B in der Nähe von Ozieri oder Oschiri und bleibt ein paar Tage – und fertig ist ein toller Sardinien-Urlaub.
  • Thermalquelle und Hotel Casteldoria. Das Hotel ist zwar renoviert, aber nicht der romantische oder zeitgemäße Hit und der Wellnessparcours / percorso benessere auch nicht der letzte Schrei. Liegt daran, dass der Hauptbetrieb eher im Sommer ist und wegen der Hitze der Schwerpunkt eher auf Behandlungen und Massagen liegt. Aber die sind durchaus angenehm! www.termecasteldoria.it

 

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