Wenige Kilometer vor Arzachena steht eine alte Mühle. Wie so oft ist das, was direkt an der Straße liegt, für die meisten uninteressant. Hinzu kommt, dass sie in einer Kurve liegt, es weder Eingang noch Wege noch Erläuterungen gibt und einen Parkplatz schon gar nicht.

Ein neugieriges schwarzes Schaf hält das allerdings nicht auf. Es macht Halt, ganz in schwarzschafiger Manier, klettert über die Leitplanken, die das Gelände umschließen.

Die alte Mühle steht als Symbol für galluresische Traditionen, die heute kaum noch gepflegt werden, zum Beispiel die „trebbiatura“, die Korndresche. Die traditionelle Art, Getreide zu verarbeiten, wird in der Gallura „Agliola“ genannt.

In früheren Zeiten (Arzachena wurde 1716 gegründet) wurde im Oktober und November die Felder mit Holzpflügen bestellt. Später waren diese aus Eisen, gezogen von Ochsen. Die Erde wird so für die Aussaat vorbereitet, hauptsächlich baute man hier Gerste, Weizen und Hartweizen (tricu ruiu) und Weizen an, die wiederum der Gewinnung von Mehl dienten.

Und kommt da nicht gerade ein Ochsenkarren um die Ecke? Lädt da hinten nicht grad jemand Korn aus? Mahlt da nicht jemand Mehl? Trägt da nicht jemand die Kleie zu den Rindern auf dem Platz hinter der Mühle, um sie zu füttern?

Bereits im Juni sind die Ähren trocken genug, um geerntet zu werden – harte Arbeit mit der Sense steht den Bauern der Region bevor. Die Ähren werden in Büscheln zusammengetragen und auf die Felder gestellt, „manneddi“ nennen die Bauern diese Formationen. Im Juli findet dann die Dresche statt, in der Hitze die härteste Arbeit für die Bauern.

Das Besondere: Immer arbeiteten die Bauern während der Ernte gemeinsam auf ihren Feldern, da die Arbeit allein nicht zu schaffen war und die wenigsten von ihnen sich Hilfsarbeiter leisten konnten. Selten erlebte man, dass einer allein arbeitete.

Kein Wunder, denn während der Dresche brauchte man allein zwei oder drei von ihnen, um das Korn von der Ähre zu trennen. Man gewann zwei Produkte: Das Korn, das in Jutesäcken gesammelt und das Stroh, das für die Tiere verwendet wurde.

Wer mehr über die alten galluresischen Traditionen erfahren möchte, wende sich vertrauensvoll an die „Gruppo Folk Arzachena„.

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