Rote Felsen, jaja, kennen wir, Arbatax. Neee, blökt das Schaf und trippelt ganz aufgeregt. Das macht es immer so, wenn es etwas Neues entdeckt. Seine Rede ist von „Is Scoglius Arrubius“ (sardisch; it. „gli scogli rossi“, dt.: „die roten Felsen“) an der Marina di Cea, zwischen (ja) Arbatax und Barisardo.

Is-Scoglius-Arrubius-Abendlicht-Meer-querZuerst gesehen hat es die Felsen von der Seeseite, als wir im Sommer in einiger Entfernung dran vorbei segelten.

Schnell kramte es eine Detailkarte hervor und fand heraus, dass es sich nicht nur um ein paar Felsen, sondern um eine aus dem nahen Hinterland kommende, und sanft ins Meer abfallende Felsreihe handelt.

Die meisten kennen nur den gut ein Kilometer langen Strand, aber das schwarze Schaf wäre kein schwarzes Schaf, wenn es nicht noch weiter hinauf klettern würde. Genau genommen, ist es erst nach oben auf die Felsen gestapft und hat hinuntergeschaut.

Beeindruckend, weil erstens tolle Farben im Sonnenuntergang. Und zweitens hat es scheinbar vor nicht allzu langer Zeit genau hier gebrannt – verkohlte Vegetation und der ein oder andere geschmolzene Kaktus sprechen eine klare Sprache. Alles sieht deswegen noch uriger aus.

Is-Scoglius-Arrubius-Stein-Ast-FeuerHier oben wird auch die Entstehungsgeschichte der Felsen etwas greifbarer – denn sie unterscheiden sich nicht nur in der Farbe, sondern auch in ihrer Zusammensetzung leicht erkennbar von dem grauen Stein der in der Region sonst vorkommt.

Die Klippen sind – wie der berühmte grosse Bruder aus Arbatax – aus sogenanntem „Porphyr“, also einem roten, quarzhaltigen Gestein aus erkalteter Magma.

Vulkane prägten einst die Insel, und man kann sich vorstellen, wie hier vor Ewigkeiten Magma aus Erdspalten quoll, sich seinen Weg ins Meer suchte und dort erstarrte. Zeit und Elemente taten ihr Übriges, damit „Is Scoglius Arrubius“ heute so aussehen, wie sie aussehen.

Is-Scoglius-von-obenDie Felsreihe wird noch von einem kleinen Fluss bzw. See, dem „Stagno di Cea“ ins Meer begleitet, ein aus lokalen Steinen gebauter Wellenbrecher schützt die Mündung, wo sich Süss- und Salzwasser begegnen.

So ist für Nahrungsvielfalt gesorgt, was den Küstenabschnitt rund um die „Scoglius“ zu einem idealen Wohnort für so manches Getier macht.

Zwei der Felsen auf der Anhöhe haben für das schwarze Schaf so etwas wie Gesichter – sie haben irgendwie sogar Ähnlichkeit mit der „Dea Madre“ und einer Mamuthone-Maske, zwei typisch sardischen Figuren. Oder doch eher mit einem Gorilla?

Is-Scoglius-Arrubius-Mutter-Sohn-closeupHm. Das Schaf will niemandem zu nahe treten, und nennt sie lieber einfach „Mutter und Sohn“, da der eine Felsen etwas kleiner ist und der große irgendwie schützend auf ihn herabsieht.

Ein anderer Felsen, unten im Meer, sieht aus, wie ein zum Film „Alien“ passendes Zackentier … Was hat das Schaf bloß wieder für eine Fantasie heute …

Diejenigen, die schonmal am Strand von Cea waren, kennen eher die mitten im Meer befindlichen Felsen – die stechen natürlich sofort ins Auge.

Zwei liegen sehr nah beieinander und erheben sich gut 20 Meter aus dem Meer – vom wenige hundert Meter entfernten Strand sehen sie gar nicht so hoch aus.

Sie sind aber beliebt bei Klippenspringern (nicht nur in Arbatax gibt es diese kleine Tradition), weil unter Wasser quasi freie Bahn ist – nur das reine kristallklare Meer, das zum „tuffo“ einlädt.

Is-Scoglius-Arrubius-Fels-IAuch Taucher und Schnorchler erreichen die Klippen nach einigen Minuten und finden eine reiche Flora und Fauna vor. Fische und Schalentiere finden hier Nahrung – oder werden selber zu Nahrung, je nachdem ob die Möwen und andere Seevögel den Felsen nur als Sitzplatz oder als ihren Tisch im Restaurant betrachten.

Im Sonnenuntergang noch feuerrot, werden die roten Felsen langsam dunkel. Das Schaf sitzt noch ein Weilchen im Sand, bis die Dunkelheit schließlich an die bevorstehende Heimfahrt erinnert.

Die roten Felsen erreicht ihr über eine kleine Nebenstraße, „Marina di Cea“ ist an der SS125 von Arbatax kommend links ausgeschildert. Hinauf zu den Felsen geht es an einer Weggabelung links, zum Strand fahrt Ihr dort geradeaus und biegt hinter dem Campingplatz nach links auf einen Feldweg zum Parkplatz ein. „Spiaggia di CEA“ ist ausgeschildert. Auch das Abstellen von Wohnmobilen ist erlaubt.
Is-Scoglius-Arrubius-unterPalmen-III
Im Sommer ein richtig netter Platz mit Bars und einem zwar vollen, aber nicht allzu überlaufenen feinsandigen Strand. An einem sonnigen Herbsttag oder im Frühling seid Ihr mit einiger Wahrscheinlichkeit allein. Tagsüber „verteilen“ sich die Leute großzügig, und abends ist fast niemand mehr hier.

Wer dann die Muße hat, unter dem langsam verfallenden Sonnenschutz unter Palmen zu sitzen und auf die Felsen, und in einiger Entfernung auf Arbatax zu gucken – der hat mehr Exklusivität als in so manchem 5-Sterne-Urlaub.

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