Eigentlich wollten wir ja auf unserer schwarzschafigen Wochenendreise im Gennargentu Schneewandern – über die vergangene Woche waren die ersten 20 Zentimeter des Jahres gefallen. Die Strecke vom Monte Spada zum Bruncu Spina von 1200 auf etwa 1500 Meter muss in der weißen Pracht wunderschön sein.
Dachten wir.
Vor Ort war es viel zu warm (was hier etwa 4 Grad heißt) und es entwickelten sich eine londongleiche Nebelsuppe und Schneeregen.
Quasi null Sicht, der Wanderpfad war kaum zu erkennen – das ist selbst dem schwarzen Schaf zu merkwürdig …
Der Versuch, die Straße als Alternative zu gehen, scheiterte schließlich in Höhe eines Schneemannes.
Aber auch der Schneemann kann uns nicht überreden. Er schmilzt ja selber schon und sein Walnussauge fällt ihm vor die Füße.
Neinnein, wir sind entschlossen. Zu nass das alles. Da gibt’s im Februar, März, wenn es so richtig anhaltend schneit, und die Sonne scheint, bessere Schneestapf-Tage.
Bei einem Caffè in Fonni fix die Wetter-App und die Landkarte konsultiert – und den Plan geändert.
Auf dem Weg sagten wir noch ein paar Schweinen auf der Wiese guten Tag. Sie uns nicht. Man war mit Saftiges-Gras-Fressen beschäftigt.
So geht artgerechte Tierhaltung, liebes Deutschland! Einfach mal was von den Sarden lernen … schadet nicht.
Beim Arco Correboi sind wir dann nicht hinunter auf die Schnellstraße, sondern die alte SS 389 entlang gegondelt. Hatten es ja nicht mehr eilig.
Im tiefhängenden Nebel schlängelt sich die neue, schnelle SS 389, und oben kam tatsächlich ab und zu die Sonne durch.
Der letzte Abschnitt der alten Landstraße ist nach der Überschwemmung von 2013 allerdings immer noch gesperrt – die Auffahrt nach Tortolì auch. Na prima.
Der schwarzschafige Ansatz: Auffahrt Richtung Nuoro, stoppen, Fenster auf und horchen ob einer kommt. Erst bei absolut null Geräusch und freier Bahn mit Vollgas eine illegale Kampfkurve fahren. Nicht zur Nachahmung empfohlen und möglich ausschließlich in der Nebensaison bei wenig Verkehr!
Wieder auf der Schnellstraße … entschädigt wurden wir mit tollem Licht und einem Regenbogen. Wunderschön!
Begleitet wird unsere Fahrt weiterhin von Wolken und Nieselregen – aber wenn es dann so aussieht, ist das schon in Ordnung.
Hinter Villagrande Strisaili schlängelt sich eine kleine Landstraße hinunter, von der man bereits das Meer sehen kann. Sehr schön ist aber auch der Blick auf die umliegenden Berge.
Die Sonne geht Ende November früh unter – gegen 17 Uhr.
In Porto Corallo reichte es nur noch für einen abendlichen Strandspaziergang in geradezu mystischer Stimmung.
Aber wo schlafen? Um uns herum in den touristischen Strukturen ist natürlich alles geschlossen. Aber in den beiden gewachsenen Orten Villaputzu und Muravera sollte sich was finden.
Das Guesthouse Su Pasiu in Muravera nimmt schwarze Schafe nach nur einem kurzen Anruf spontan auf und wärmt fix ein Zimmer – Grazie!
Nach einem guten Abendessen an der Hauptstraße fallen wir angestrengt aber zufrieden mit den vielen Eindrücken ins Bett (www.locandasupasiu.it). Am nächsten Tag dann noch ein Rundgang durch Muravera, ein schönes, altes Städtchen, in dem es auch in der Nebensaison alles gibt, was Mensch braucht.
Die Hoffnung aber, Wärme vorzufinden, erfüllte sich nicht. Der Wind machte es a…kalt! Wir entschlossen uns zu einer faulen Tour: Eine Fahrt entlang der Küste.
Dann ringen wir uns zu Bewegung durch – hätte es dieses Wetter am Bruncu Spina gegeben, wir wären immer noch da oben und schon ein paar Stunden Wanderung hinter uns.
Also, statt dessen eine lange Passegiata mit viel kaltem Wind vom Capo Ferrato den menschenleeren, ewig langen Strand der Costa Rei entlang.
Costa Rei – wenn Hundespuren das einzige sind, was Du im Strandsand siehst, gefällt uns der Touristenmassen-Magnet auch …
Costa Rei – ganz in Ruhe in der Nebensaison … aber wirklich tot. Schade eigentlich. Oder gut so? Wir wissen es auch nicht.
Mit dem Auto noch schnell nach St. Elmo – aus dem im Winter ausgestorbenen aber richtig hübschen Villaggio blicken wir über die gesamte Bucht zurück nach Capo Ferrato
Und nun? Ein echtes Wanderziel? Eine sichere Bank ist in der Beziehung der Supramonte di Baunei. Also auf in Richtung Norden!
Viel mehr braucht man über die Vielfalt und Schönheit Sardiniens in der Nebensaison gar nicht zu sagen!
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Ursula Gruemann Demagistri
30. November 2015 at 21:27Kennt das schwarze Schaf den agriturismo IL MENHIR di villagrande strisali (vicino Tortolì). Da haben wir das beste Abendessen, gekocht von der Wirtin Pina, unserer 10-tägigen Rundreise in der Gegend genossen. Die Zimmer sind „very basic“ aber sauber, das Essen war SUPER!
nicole
1. Dezember 2015 at 10:44Ja, ich weiß gar nicht, wie oft wir schon an dem Schild vorbeigefahren sind – aber nie drinnen gewesen. Aber wenn’s ein guter Tipp ist, nehmen wir das sehr gern mit in die Agriturismo-Liste auf. Danke!
sigrid
30. November 2015 at 23:49schööööön!
und weckt erinnerungen….
und noch „schlimmer“ …
sehnsucht auf mehr und meer 🙂