Welche Orte auf Sardinien sind eigentlich am beliebtesten? Welches sind die typischen Touristen- und Ferienorte auf Sardinien? Wo sind die meisten Urlauber? Und – finde ich da trotzdem das echte Sardinien?

Die Fragen sind gar nicht so dumm. Auch das schwarze Schaf stellt sie sich oft, wenn es in ein fremdes Land reist.

Die gute Nachricht vorab: Sardinien hat zum Glück nirgendwo Massentourismus, keinen Ballermann, keine Bettenburgen. Das ist der Riesenvorteil, den die Insel gegenüber anderen Urlaubszielen hat.

Aber natürlich gibt es Orte, die beliebter sind, oder an denen mehr Leute urlauben, als anderswo. Und im Sommer platzt dann auch mal der ein oder andere Ort aus den Nähten. Dazu weiter unten eine statistisch unterfütterte Liste der „20 sardischen Gemeinden mit der höchsten Präsenz an Touristen“, sprich: die bei Urlaubern beliebtesten Ferienorte auf Sardinien.

Costa Smeralda als Vorbild: keine Bettenburgen, kein Ballermann auf Sardinien
Costa Smeralda als Vorbild: vorsichtige Bebauung, keine Bettenburgen, kein Ballermann auf Sardinien

Dass es auf Sardinien keinen Massentourismus gibt, ist vielleicht der größte Verdienst der Costa Smeralda, wo der Tourismus auf Sardinien begann und wo sehr lang Bauvorschriften im Einklang mit der Natur galten – und auf die ganze Insel abfärbten. Und so sind auch ausgesprochene Ferienorte auf Sardinien – trotz ihrer Beliebtheit generell ganz ordentliche Ausgangspunkte. Und natürlich, was die Natur und die Strände betrifft, wunderschön. Bausünden gibt es ein paar, aber nicht allzu viele.

Aber viel wichtiger ist ja die Frage: Wo stehen die beliebtesten Orte auf der „Sardinien-Echtheitsskala“?

Denn leider hat Sardinien das Problem, in den Köpfen der Urlauber und Reiseveranstalter vorwiegend ein Sommer-Sonne-Strand-Urlaubsziel zu sein. Viele der einschlägigen Ferienorte sind daher auch nur im Sommer so richtig belebt – dann aber so richtig und manchmal schon zu viel.

Speziell in der Nebensaison ist Sardinien aber auch ein Paradies für Aktiv- und Kultururlauber. Die besten Orte dafür wiederum sind selten bis gar nicht im Hotel mit Strandzugang oder in einer Feriensiedlung zu finden (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).

Nebensaison im Hinterland: top für Aktivurlauber
Nebensaison im Hinterland: top für Aktivurlauber

Der Reisende hat bei seiner Urlaubsvorbereitung also durchaus Mühe herauszufinden, wie sardisch und authentisch oder eben touristisch ein Ort, der in den Ergebnissen der Suchmaschinen erscheint, ist.

Das will dieser Artikel ändern.

Bevor das schwarze Schaf die „Hotspots“ einzeln unter die Lupe nimmt, frage dich aber zunächst:

Wie möchte ich auf Sardinien urlauben?

Will ich Strandurlaub oder will ich nah ran, an Land und Leute? Will ich die Landeskultur Sardiniens wirklich kennenlernen oder reicht mir „mediterranes Flair“?

Nah an Land und Leute? Das geht am besten bei Festen im Hinterland und in der Nebensaison!
Mittendrin statt nur dabei? Das geht am besten im Hinterland und bei Festen in der Nebensaison, meint das schwarze Schaf!

Will ich meine Gastgeber, die Sarden, und ihre sprichwörtliche Gastfreundschaft wirklich erleben oder reicht mir, wenn ich dafür einmal im Urlaub in einen Agriturismo gehe?

Das eine oder das andere führt dich auf Sardinien nämlich nicht unbedingt in die gleichen Orte. Für einen Urlaub nah an Land und Leuten gilt folgende Faustregel:

Die Sarden lebten schon immer eher im Landesinneren, nicht an der Küste.

Klingt für den Urlauber komisch, ist aber so. Den Einheimischen ist ein fruchtbares Stück Land wichtiger als Meerblick und felsiges Gestein. Sie sind der Erde eher zugetan als dem Meer (das sie mögen, keine Frage). Landleben und Traditionen sind wichtiger als Cocktails und am Strand liegen.

Und so kommt es, dass du den Zugang zur Landeskultur und den Menschen viel leichter abseits der Küste findest: in den kleinen, authentischen Orten im Hinterland, bei den Herbst- und Frühlingsfesten, dort wo Hirten und Weinbauern ihr tägliches Leben leben. Dort, wo die Natur noch ganz bei sich sein darf und wo du wirklich Abstand vom Alltag findest.

Das Hinterland birgt zudem so irre viel Qualität, die du an den Küsten nur ausnahmsweise findest: die vielen kulinarischen Spezialitäten, die guten Weine, das liebevoll handgefertigte Kunsthandwerk, die oft uralten Traditionen, die fröhlichen und traditionellen Feste, die sie feiern, die archäologischen Schätze, die Naturwunder, …

Eine natürliche Oase: das Domu Antiga in Gergei
Sardische Gastfreundschaft vom Feinsten – mitten im Medio Campidano: das Domu Antiga in Gergei

Sei dir sicher: Der hübsch geknüpfte Teppich im Hotelzimmer, die Trattoria mit dem ganz ordentlichen Futter und der Shop mit Kunsthandwerk, sind ein Hauch dessen, was dich in den gewachsenen, authentischen Dörfern und Städten Sardiniens erwartet.

Im Sommer finden auch in den Ferienorten immer wieder Events statt, die das Gute aus dem Landesinneren an die Küstenorte tragen. Das ist gut so. Manchmal auch eher merkwürdig. Denn der urige Maskenkarneval der Barbagia ist traditionell im kalten Februar – und es wirkt mehr als deplatziert, wenn in der Hitze des August dick in schwere, zottelige Schaffelle eingemummelte Gestalten mit bis zu 20 kg schwerem Glockenschmuck vor ahnungslosen Touristen durch die Straßen tanzen.

100 Selfies mit Mamuthone oder Boe – und null Ahnung, was das bedeutet …

Und: Ist nicht Aufgabe des Reisenden, sich zu Land und Leuten zu bewegen?

Letztlich ist von dir selbst abhängig, wie nah du an das „echte“ Sardinien kommst. Wo du dich einnistest, ist dabei ein entscheidender Faktor. Aber eben auch, wie „verhaftet“ du an deinem Ferienort und in der Reisezeit bist.

Gucken wir uns das jetzt also mal genauer an. Los geht’s – in määähdias res!

Die beliebtesten Ferienorte auf Sardinien

Das SSEO, Sardinian Socio Economic Observatory hat 2016 gezählt, in welchen Gemeinden sich die meisten Touristen aufhalten.

Die 20 sardischen Gemeinden mit der höchsten Präsenz an Touristen

Quelle: SSEO, 2016 – www.sardinianobservatory.org

2016 beherbergten 5% der Gemeinden (20 von 377) 79% der Touristen auf Sardinien. Das ist nicht nur ein massives Ungleichgewicht und damit ein existenzielles Problem für die Einheimischen, sondern auch extrem schade.

Denn Sardinien ist määähr als Meer – die Küste ist quasi nur die Spitze des grandiosen, großartigen, riesigen Sardinien-Eisbergs. Am Ende des Artikels gibt das schwarze Schaf noch ein paar Tipps.

Das schwarze Schaf hat alle touristischen Orte selbst besucht und teilt hier seine Eindrücke:

Platz 1 – Arzachena: Costa Smeralda – und die Gallura!

Zum Gemeindegebiet von Arzachena gehört die Costa Smeralda, darum ist der Ort zahlentechnisch auf Platz 1.

Die Leute machen natürlich nicht in dem vermeintlich schmucklosen Ort Arzachena im Hinterland Urlaub, sondern eben genau an ebenjener Smaragdküste: Das Luxusprojekt Costa Smeralda des Aga Khan ist in den den 60/70er Jahren entstanden. Ein Vorbild für den Tourismus auf Sardinien – aber doch künstlich.

Schon schön: Grande Pevero, Costa Smeralda
Die Smaragdküste ist wirklich, wirklich schön: Grande Pevero, Costa Smeralda

Die Landschaft aus roten und beigen Granitfelsen und kieseligen Stränden mit Türkiswasser ist aber wirklich schön, da beißt die Maus keinen Faden ab. Hier findest du auch die meisten Häfen der Insel und ein traumhaftes Segelrevier.

Die Beliebtheit von Baia Sardinia, Poltu Quatu, Liscia di Vacca, Porto Cervo, Pevero und Abbiadori – allesamt reine Ferienorte und der Immobilienbesitz den Wohlhabenden vorbehalten – ist ungebrochen.

Der Urlaub an der Costa Smeralda ist mittlerweile nicht nur für Stars und Sternchen, sondern auch für die gehobene Mittelschicht halbwegs machbar. Rechne einfach damit, dass alles etwas mehr kostet, als anderswo. Cannigione und La Conia am Golfo di Arzachena gehören nicht mehr zur Costa Smeralda, aber zum Gemeindegebiet von Arzachena, und sind eine bezahlbare Alternative.

San Pantaleo im Hinterland ist ein echtes, galluresisches Dorf, hier haben sich zudem viele Künstler eingenistet, die die Ruhe des Hinterlands dem Trubel an der Küste vorziehen. Leider haben die Preise aus Porto Cervo vielfach auf das Dorf abgefärbt und für die „Authentizität“ zahlst du hier extra. Crazy Costa …

Schweizer Preise auf einer Insel, deren Menschen eigentlich für ihre endlose Großzügigkeit und Gastfreundschaft bekannt sind – das ist tatsächlich ein Indikator, wo die Costa Smeralda auf der „Sardinien-Echtheitsskala“ steht: ziemlich weit unten.

Schwarzschaf-Tipp: Mach aus dem Urlaub an der Costa Smeralda einen Gallura-Urlaub!

Gib dem Hinterland und auch Arzachena selbst eine Chance! Arzachena hat ein hübsches, historisches Zentrum, im Hinterland findest du auch einen der wenigen Nuraghen der Gallura (La Prisgiona) und Gigantengräber (Li Lolghi, Coddu Ecchju).

Gigantengrab Coddu Ecchju – mit Weinhang des Gutes Capichera im Hintergrund

Tagesausflüge nach San Antonio di Gallura an den Lago di Liscia mit seinen uralten Olivenbäumen oder bis nach Tempio Pausania und zum Trekking auf den Monte Limbara, oder nach Aggius, mit dem Valle della Luna (das „Mondtal“ mit riesigen Granitfelsen), nach Nuchis und Calangianus, auf der Fahrt dahin bist du umgeben von Korkeichenwäldern, deren frisch geschälte Bäume rotbraun in der untergehenden Sonne leuchten.

Übrigens kannst du auch im galluresischen Hinterland Genuss- und Luxusurlaub machen: Einige Weingüter, z. B. Mancini, Siddura oder Surrau, bieten Degustationsmenüs und feine Weine, allen voran den Vermentino di Gallura.

Das Landhaus „L’Agnata di De André“ bei Tempio Pausania ist eine kleine Oase, eine optimale Mischung aus Luxus und Tradition, und lässt keine Wünsche offen.

Um den Rest Sardiniens zu entdecken, ist die Costa Smeralda allerdings ein ungünstiger Ausgangspunkt: Die Fahrten, schon in den Supramonte oder gar in den Süden oder Südwesten der Insel dauern mehrere Stunden.

Platz 2 – Alghero: das kleine Barcelona

Die Stadt ist ein großartiges Reiseziel, speziell auch für einen Wochenendurlaub oder eine alternative Städtereise.

Tolle Stadt (diesen Blick hast du aus der Bar Blau im Hotel Catalunya)
Tolle Stadt (diesen Blick hast du aus der Bar Blau im Hotel Catalunya)

Alghero gilt als die kleine Schwester von Barcelona und hat eines der schönsten historischen Zentren auf Sardinien. Die von katalanischen Besatzern gebaute und geprägte Altstadt ist eine echte Festung, umgeben von einer dicken Stadtmauer, direkt am wilden Mar di Sardegna.

Der Blick auf das vorgelagerte Capo Caccia im Sonnenuntergang ist spektakulär. Auch eine Fahrt zu dem markanten Kap lohnt sich, zum Beispiel zur Neptunsgrotte / Grotta di Nettuno – wenn auch recht stark frequentiert, ist sie sehr sehenswert.

Mach die Fahrt über das Meer – sie ist etwas teuer, und die Schiffe sind fast alle Touristenkähne, aber der Anblick von der Seeseite ist traumhaft.

Capo Caccia, vom Meer aus gesehen, kurz vor der Grotta di Nettuno
Capo Caccia, vom Meer aus gesehen, kurz vor der Grotta di Nettuno

Im Sommer, ja, da ist Alghero voll von Touristen. Der Touri-Zug treno catalano ist so unsardisch, wie nur irgendwas. Auch Pferdekutschen und der große Jahrmarkt am Lungomare haben mit Alghero herzlich wenig zu tun.

Die Geschichte ganz Sardiniens aber ist eng mit der Stadt verknüpft. Die Architektur und die Einwohner sind katalanisch. Alle ursprünglichen Einwohner Algheros wurden, als die Katalanen um 1300-irgendwas anlandeten, ermordet oder ins Hinterland vertrieben. Die Spanier besetzten die gesamte Insel und schrieben über mehrere Jahrhunderte ziemlich blutige Kapitel.

Alghero erklärt gut, warum Sarden sich im Hinterland wohler und sicherer fühlen, als an den Küsten. Den kriegführenden Seevölkern war man dort quasi ausgeliefert – das bergige und unübersichtliche Hinterland hingegen bot Schutz.

Das im Hinterkopf, gibt es natürlich trotzdem eine uneingeschränkte Reiseempfehlung des schwarzen Schafs. Denn heute findest du hier sehr entspannte Leute (auch die Nachfahren der Katalanen sind ja mittlerweile echte Sarden), extrem gutes Essen (z. B. in der Trattoria Cavour oder im Pesce d’Oro), dazu Konzerte, Kunst und Kultur, im Sommer auch oft unter freiem Himmel. Schön wohnen kannst du z. B. im B&B Terre Bianche oder im Hotel Angedras.

Platz 3 – Orosei: Hier bist du richtig!

Wer in Orosei urlaubt, macht quasi alles richtig. Ein echter sardischer Ort zum Wohlfühlen – zum Verlieben und für Verliebte.

Hübsche Altstadt in Orosei
Hübsche Altstadt in Orosei

Nah am Meer und mit ganz viel Kultur und gewachsenen Strukturen sowie einem wunderschönen Hinterland gesegnet.

Ja, im Sommer ist Orosei mittlerweile etwas voll, aber in den engen Gassen des historischen Zentrums und den weitläufigen Stränden von Marina di Orosei verliert sich das. Wohne z. B. im Albergo Diffuso Mannois und esse im Restaurant Su Barchile (man hat auch ein B&B) – beste sardische Gastgeberqualität erwartet dich.

Das schwarze Schaf hat hier eine kleine Liebeserklärung an Orosei verfasst <3

Blick über die Stadt am Abend (von der Dachterrasse des Restaurant Sa Turre)
Blick über die Stadt am Abend (von der Dachterrasse des Restaurants Sa Turre)

Von Orosei aus erreichst du auch die gewachsenen Orte Irgoli, Loculi, Onifai und last but not least das hübsche Galtellì mit dem wundervollen Ausflugsziel Monte Tuttavista. Und das Beste: In direkter Nachbarschaft ist der Supramonte, das wilde Gebirge Sardiniens und daran angrenzend das „wirklich wahre Sardinien“, die Barbagia.

Zu Orosei gehört der Ferienort Sos Alinos, mit den wunderschönen Buchten Cala Liberotto und Cala Ginepro. Das sorgt für die gute Platzierung in der Statistik – man kommt dort aber nicht über den Status einer ausschließlich im Sommer aktiven Ferienanlage hinaus.

4 – Olbia: das Tor zur Insel

Auch hier gilt: Die wenigsten bleiben in Olbia (obwohl das ginge – lies hier den schwarzschafigen Beeehricht: „Olbia – das unterschätzte Tor nach Sardinien“), sondern nehmen die Stadt nur zum Ankommen, Abfahren, vielleicht ein B&B für die erste oder die letzte Nacht, und für Erledigungen. Das – und weil Olbia sich tatsächlich zum sehenswerten Ausflugsziel gemausert hat und auf der Liste der Mittelmeer-Kreuzfahrten steht – sorgt für eine hohe Präsenz an Touristen.

Ob mit dem Flugzeug oder per Schiff: Olbia ist das Tor Sardiniens
Ob mit dem Flugzeug oder per Schiff: Olbia ist das Tor Sardiniens

Du fändest hier auch alles, was du für einen kleinen, urbanen Urlaub brauchst. Wenn du auf den Mietwagen verzichten willst, ist Olbia quasi perfekt, weil Zweifel alles fußläufig zu erkunden ist und die Stadt und ihre nahe gelegenen Strände auch mit Bus & Bahn gut angebunden ist.

Olbia hat zudem einige relevante, angeschlossene Ferienorte. Auch die nördlich liegenden Hafenorte Porto Rotondo und Portisco gehören zum Gemeindegebiet der Comune di Olbia. Man profitiert hier von der Nähe zur Costa Smeralda. Die Seglergemeinde ist hier zuhause, aber mit Sardinien haben die beiden darüber hinaus relativ wenig zu tun. Auch folkloristische Events haben die Tendenz zum Zirkus oder sind garniert mit Fakes vom Festland.

Hübscher Hafen, außer diesem Lateinsegler ist alles leider etwas künstlich: Porto Rotondo
Porto Rotondo: Hübscher, rund („rotondo“) angelegter Yachthafen, außer diesem Lateinsegler ist aber alles leider etwas künstlich

Unter ferner liefen rangiert dann noch Pittolongu, das sich an das Industriegebiet anschließt und zwar ebenfalls einen tollen Blick auf Tavolara hat, aber sonst einfach nur ein Ferienort ist.

Im Süden Olbias beginnt eine ausgesprochene Ferienzone – bis Budoni und San Teodoro, die wir gleich anschließend besuchen.

Olbias Vororte Murta Maria und Porto San Paolo sind eigentlich gewachsene Orte, die aber im Sommer kaum von den Touristenorten zu unterscheiden sind, aber dafür in der Nebensaison und im Winter tatsächlich noch Leben aufweisen.

Auch Porto Taverna und Porto Istana haben sehr hübsche Küsten und Strände. Auch das Capo Coda Cavallo und die Strände Lu Impostu, Cala Brandinchi, Cala Girgolu – alles sehr schön, aber eben auch touristisch.

Schwarzschaf-Tipp: Fahre z. B. von Porto San Paolo mit Ausflugs- oder Mietboot oder Kayak zur markanten, über 500 Meter hohen Insel Tavolara – die übrigens ein kleines Königreich ist.

Sehr hübsch: der Blick auf die Insel Tavolara von Porto Taverna aus
Sehr hübsch: der Blick auf die Insel Tavolara von Porto Taverna aus

5 – Budoni: was vom Fischerort übrig ist …

Zwischen Budoni und San Teodoro (kommt gleich in der Liste) befindet sich die bei deutschen Urlaubern am beliebteste Ferienregion Sardiniens. Und die mit dem meisten Immobilienbesitz in deutscher Hand. Das sagt im Prinzip alles darüber, wie sardisch die Gegend noch ist.

Nun gibt es Leute, die sagen Budoni sei ein gewachsener, sardischer Ort. Das ist nicht ultrafalsch. Aber auch auch nicht ganz richtig. Worauf wir uns einigen können: Budoni WAR einmal ein heimeliger, hauptsächlich von Fischerfamilien bewohnter Ort.

Die Lagune und der Stagno di San Teodoro sind noch da, La Pischera ist quasi der einzige Punkt, wo du noch Fischer triffst.

Eine der wenigen Perlen bei Budoni: Sa Pischera an der Lagune
Eine der wenigen Perlen bei Budoni: La Pischera an der Lagune

Wer aber in Budoni Ferien macht, braucht keine Brille, um zu sehen, was daraus geworden ist. Den Wahnsinn an den Stränden der Region braucht kein Mensch. Und dass zwischen Schnellstraße und Meer kein Fitzelchen Land ohne Ferienhaus gibt, trägt auch nicht zum schwarzschafigen Glück bei.

Und auch zum Abendessen fährt das schwarze Schaf gar nicht erst hierher: gruselige Antipasti aus dem Großmarkt und unfreundliche Kellner vom Festland haben es zu sehr abgeschreckt. Nicht überall, wo mal sardisch drauf stand, ist heute auch noch sardisch drin.

Schwarzschaf-Tipp am Rande: Fahr nach Porto Ottiolu. Das ist zwar auch ein Ferienort, aber der Hafen ist ganz niedlich, hat ein paar gut sortierte sardische Geschäfte und allein für das gute Essen in der Grillery FoodBeverage 5 sensi mit einem Koch (und Produkten) aus der Barbagia, lohnt sich die Fahrt.

Schön ist Budoni für das schwarze Schaf definitiv nur in der Nebensaison – auch wenn das deutsche Grundrauschen, speziell im Mai und September, recht hoch bleibt. Aber wer Anschluss an Gleichgesinnte aus der Heimat sucht – hier bitte sind sie!

Im Winter auf Sardinien tendiert der Ort dazu, ausgestorben zu sein. Der kapitale Fehler aller rein auf den Sommertourismus ausgerichteten Ferienorten auf Sardinien. Da gibt es bessere Ziele – o Wunder, wieder im Landesinneren 😉

Das schwarze Schaf mag den Strand von Budoni vor allem leer, in der Nebensaison :)
Das schwarze Schaf mag den Strand von Budoni vor allem leer, in der Nebensaison 🙂

Wer sich auf Spurensuche nach dem „echt sardischen“ begeben mag, dem empfiehlt das schwarze Schaf den Blog inside-sardinien.de von Joachim Wassmann, der Budoni seit 1968 kennt und liebt.

Wer die Schönheit Budonis am Meer genießen und trotzdem von deutschen Touristen einigermaßen verschont bleiben will, dem sei das kleine feine Resort Sa Prata in Tanaunella empfohlen. Ferienhäuser findest du bei Sardafit.

6 – Muravera: im Schatten der Costa Rei

Muravera? Haben viele nie gehört. Man weiß höchstens, dass das die Abfahrt von der Schnellstraße ist, die man nimmt, um zur Costa Rei zu kommen. Und da sind wir auch schon bei dem Hauptgrund, warum Muravera relativ weit vorn bei den am meisten frequentierten Orte ist: Der Küstenabschnitt mit dem kilometerlangen Sandstrand Costa Rei rangiert auch bei deutschen Urlaubern ganz weit vorne.

Die Costa Rei ist quasi der erste „Nachahmer“ der Costa Smeralda. Nur weniger luxuriös und fein, man hat weniger Sinn für Schönes und Sanftes. Das schwarze Schaf hat einige Mühe auch mit dieser ausgesprochenen Touristenregion: Alles ist ausschließlich auf den Sommer ausgelegt, ist dann voll mit Touristen, wirkt künstlich und stirbt im Winter fast komplett aus.

Laaaaanger Sandstrand der Costa Rei (hier im Winter)
Laaaaanger Sandstrand der Costa Rei, menschenleer im Winter

Trotzdem hat sich das schwarze Schaf hin gewagt und der Costa Rei tatsächlich etwas Positives abgewinnen können. Wieder vor allem im Hinterland. Dazu gleich bei Castiadas mehr. Dazu der Yachthafen Porto Corallo (der einzige an der südlichen Ostküste zwischen Villasimius und Arbatax).

Muravera selbst aber ist absolut wert, beachtet zu werden. Fahr nicht daran vorbei! Angefangen beim Fest der Zitrusfrüchte Anfang April oder den Nachbarorten San Vito (mit der Accademia delle Launeddas, dem antiken Musikinstrument der sardischen Hirten) und Villaputzu (ein gewachsener Ort mit vielen Murales) am Fluss Flumendosa, der bei San Giovanni (einer der wenigen Kitespots im Südosten) ins Meer mündet.

Kunst in Armungia
Unerwartet: Kunst in Armungia

Folge seinem Lauf ins Hinterland, in die unberührte Natur des Sarrabus, entdecke nach nur 30, 40 Minuten Autofahrt wunderbare kleine Orte wie Villasalto oder Armungia.

Auch die Spanier haben in der Region als Besatzer die ein oder andere interessante Geschichte geschrieben, nachspüren kannst du dem z. B. am sehenswerten Torre dei dieci Cavalli / dem Turm der zehn Pferde an der damaligen Hauptstraße von Cagliari nach Muravera.

Torre dei dieci Cavalli, Murales in Muravera
Torre dei dieci Cavalli, Murales in Muravera

Wenn es denn also unbedingt die Costa Rei sein soll – dann denk dran: Das Hinterland ist landschaftlich grandios und die verstreuten Dörfer mit Blick auf die das Prädikat „echt sardisch“ sehr viel weiter vorn. Und je weiter du fährst (z. B. bis zum See des Flumendosa bei Orroli oder Nurri), desto besser wird’s.

Tal bei Villasalto
Superschöne Landschaft: Tal bei Villasalto

7 – San Teodoro: Hm.

Das schwarze Schaf hat sich ja mit seiner Meinung zu Budoni und der Costa Rei schon unbeliebt gemacht, und setzt jetzt noch einen drauf: San Teodoro ist so ziemlich der letzte Ort, an dem das schwarze Schaf seine Ferien verbringen würde.

Bevor es nun von den Deutschen (deren erklärtes Lieblingsreiseziel San Teodoro und die gesamte Region ist) gevierteilt wird, möchte das Schaf zwei Dinge sagen:

1. Ja, die Strände sind schön, die Lagune ist auch toll. Die genießt es aber lieber in der Neben- und Nicht-Saison.

Kurz nach dem Start: Flamingos im Stagno bei San Teodoro
Flamingos im See bei San Teodoro

2. Das schwarze Schaf hat mehrfach versucht mit San Teodoro warm zu werden und holte echt alles an Aufgeschlossenheit raus, was es hat (und das ist nicht wenig).

Aber ungelogen: Es findet den Ort auch nach dem x-ten Versuch nicht übermäßig toll. Das Zentrum des Ortes ist ganz nett, aber wirkt trotzdem irgendwie „künstlich“. Nett wohnen kann man aber schon, z. B. im Hotel Il Viandante.

Alles ist auf den Sommer-Sonne-Strand-Tourismus ausgelegt – will man das, wird man hier vermutlich ganz glücklich. Aber auch das ist anderswo irgendwie angenehmer: An den Stränden rund um San Teodoro ist jedenfalls Highlife in Tüten. Du stehst auf der SS 125 und in allen Orten quasi ständig im Stau, um hinzukommen und zahlst elende Parkgebühren.

Und die Nebensaison? Im Winter regiert im Ort ein ganz merkwürdiger Mix aus Totenstille und Baulärm.

Aber ansonsten ist es in der Nebensaison tatsächlich nice und entspannt.

Denn da gibt es zwei Dinge, die an San Teodoro wirklich toll sind: die Lagune mit den Flamingos und der Strand Spiaggia della Cinta, auch La Cinta.

La Cinta im Mai. Nebensaison rulez
La Cinta im Mai. Nebensaison rulez

La Cinta ist ein Traum von einem weiten Strand. Er liegt vor ebenjener Lagune mit einer ganzjährig dort lebenden Flamingokolonie und bildet eine tolle Kulisse mit der Isola Tavolara.

Vor allem die lokale Wind- und Kitesurf-Gemeinde schwört auf La Cinta: ein beliebter Freestyle-Spot, hat eine leichte, weit hergereiste Welle, der Strand ist feinsandig und bis zu 150 m stehtief.

In der Nebensaison kann die gesamte Bucht genutzt werden und am Strand ist entspanntes Beachlife angesagt. Surfer wissen, wie man es sich gut gehen lässt. Sogar im Sommer hat es an La Cinta einigermaßen Platz.

Im Winter mit einem Pferd hier entlang zu galoppieren oder einen langen Spaziergang allein oder mit Hund zu machen, ist schlicht grandios.

Menschenleer: La Cinta im Winta ... ;)
Menschenleer: La Cinta im Winta … 😉

Die Nebensaison hat noch einen Vorteil: Neben den Surfern sind noch andere nette Leute da, nämlich sardische Bauarbeiter. Die sind auch die beste Informationsquelle für die von Einheimischen geführten Restaurants. Sehr angenehm, wenn man nicht erstmal den ganzen Touristenmenü-Quatsch aussortieren muss.

Kulinarisch ist San Teodoro nämlich ansonsten nicht das Highlight. Hier bekam das schwarze Schaf die zweit-schlechteste Pizza seines Lebens – und da kann man wirklich nicht viel falsch machen (Randnotiz: Die schlechteste und zugleich teuerste gab’s in Porto Rotondo, Anti-Empfehlung für das Il Pomodoro direkt im Hafen). In einem anderen Restaurant gab es Malloreddus (nicht hausgemacht) mit Industrie-Würfelschinken (original gehören die mit frischer Salsiccia). Essbar, aber nicht mal annähernd so, wie eine sardische Nonna den Klassiker zubereiten würde. Und am Nebentisch jubelte man über das „traumhafte sardische Essen“ … Seufz. Doppelseufz.

Genau das ist es, was das schwarze Schaf an diesen Touriorten so nervt: Sie kratzen maximal an der Oberfläche, sie bleiben nicht nur am kulinarischen, sondern vor allem auch am kulturellen Rand Sardiniens.

Schon in den Nachbarorten La Caletta, Posada oder Siniscola fühlt sich das schwarze Schaf deutlich wohler. Und eigentlich fährt es doch lieber gleich nach Orosei (siehe oben) oder noch weiter ins Inselinnere.

Sehr pittoresk und auch im Sommer nicht überlaufen: Posada

Trotzdem gibt es Tausende Urlauber, die auf San Teodoro schwören und Hunderte, die sich hier einen Altersruhesitz zulegen.

Und so kommt es, dass San Teodoro in den Lieblings-Reisemonaten zwischen Ostern und Oktober voll mit seligen Deutschen im Rentenalter ist. Es sei ihnen gegönnt, aber um Deutschland zu erleben, fährt das Schaf dann aber doch lieber in die Heimat, und nicht nach San Teodoro.

Vielleicht ist tatsächlich eine gute Idee, sich San Teodoro einfach nur von oben anzuschauen: mit dem Ultraleichtflugzeug.

8 – Villasimius: eine Alternative im Südosten

Ganz unten im Südosten Sardiniens, vor dem Capo Carbonara gelegen, ist Villasimius allein schon wegen der hinführenden Küstenstraße ein tolles Ziel:

Die Strada Provinciale 17 von/nach Cagliari oder die SP 19, die hinauf zur Costa Rei führt, sind ideal für eine Cabriotour im Frühling. Traumhafte Ausblicke auf das weite Meer und in türkisfarbene Buchten.

Die perfekte Cabriostrecke: Küstenstraße nach Villasimius
Die perfekte Cabriostrecke: Küstenstraße nach Villasimius

Villasimius ist erstaunlicherweise ziemlich alt: ein phönizischer Hafen und frühe Besiedelung schon zu nuraghischen Zeiten – davon zeugen Funde an der (leider nicht mehr gut erhaltenen) Kultstätte Cuccureddus.

Insofern geht der Ort per se schonmal als „sardisch“ durch. Der Ort hat auch rund 3.700 ständige Einwohner (von denen viele nach Cagliari pendeln). Wenngleich alle Aktivitäten heute bewusst auf den Strandtourismus ausgelegt sind und in der Hauptsaison der Ort von Touristen regelrecht belagert ist.

Das schwarze Schaf ist etwas gnädiger als mit anderen Touriorten, allein deshalb, weil Villasimius so weit abseits liegt und vor bzw. nach Juli / August hier ein angenehmes Urlauben möglich ist.

Villasimius ist dann tatsächlich ganz nett, hat schöne Strände, z. B. der vor der Lagune Stagno di Notteri bei Simius oder die wunderschöne Cala Sintzias.

Südostküste: Lagunen am Meer (hier: Villasimius Stagno di Notteri)
Lagune am Meer: Stagno di Notteri

Als Segler ist das schwarze Schaf aber von dem modern ausgebauten Yachthafen Marina di Villasimius (ausgeschildert als porto turistico) begeistert. Hier findet man auch in der Hauptsaison immer noch einen bezahlbaren Liegeplatz und ein wunderschönes marines Naturschutzgebiet, die Area marina protetta Capo Carbonara liegt direkt vor der Haustür.

Du begegnest tatsächlich auch ein paar Seeleuten / gente di mare. Echte, hauptberufliche Fischer sorgen dafür, dass die Fischküche in Villasimius ausgesprochen gut ist (das schwarze Schaf empfiehlt das Restaurant La Vela direkt im Hafen).

Der Rennsegler Vento di Sardegna von Andrea Mura liegt auch manchmal in Villasimius
Der Rennsegler Vento di Sardegna von Andrea Mura liegt auch manchmal in Villasimius

Ein guter Termin, um nach Villasimius zu fahren ist das Fest Madonna del Naufrago im Juli: Eine religiöse Seeprozession, zum Gedenken an die Seeleute, die rund um das Capo Carbonara ertrunken sind. Die Prozession in Booten führt zur 1979 an der Insel Cavoli ins Meer gelassenen Madonnen-Statue, die seither die Seeleute beschützen soll, ein Unterwassergebet kann von Tauchern beobachtet werden. Anschließend gibt es im Hafen Musik, gutes Essen (natürlich Fisch) und traditionelle Darbietungen.

9 – Tortolì: das ganz normale, sardische Leben

Du bist in der Ogliastra, einer der schönsten Regionen der Insel und für einen Sardinien-Urlaub eine echt gute Wahl. Tortoli und Umgebung zählen zu recht zu den beliebtesten Ferienorten auf Sardinien.

Tortolì ist eine ganz normale, sympathische Kleinstadt mit supernetten und entspannten Menschen. Hier rettete man mal den Redaktions-Panda vor Überhitzung und wollte nicht mal Geld dafür.

Zum Gemeindegebiet zählt auch Arbatax, wo täglich Fähren anlanden. Der Vorort von Tortolì hat einen Fischereihafen und eine Werft. Hier fährt der trenino verde los und in den warmen Monaten gibt es oft Konzerte und Kulturevents, z. B. vor der Kulisse der berühmten roten Felsen / rocce rosse von Arbatax.

Blick von den roten Felsen nach Norden, zum Supramonte
Blick von den roten Felsen nach Norden, zum Supramonte

Für Tortolìs vorderen Platz unter den beliebtesten Ferienorten sorgen aber vor allem die Ferienanlagen Porto Frailis, Lido di Orri, Marina di Cea. Bis hinunter nach Barisardo befindet sich hier eine hauptsächlich bei Italienern beliebte Ferienregion.

Bleibt man nah an der Küste sind die Residenzen und Ferienresorts zwar nicht unbedingt der Inbegriff von „landestypisch“ und fast alle in die Jahre gekommen – aber nicht soooo schlecht, z. B. im Arbatax Park Resort ist das Borgo Cala Moresca eine der schöneren Anlagen mit Meerblick.

Das schwarze Schaf empfiehlt, sich zu bewegen und sich den kleineren Dörfern zuzuwenden: Lotzorai, Santa Maria Navarrese, Baunei, Talana. 

Denn mit dem Supramonte und dem Gennargentu im Rücken ist die Entspannung, wenn man sie mal braucht, nicht weit. In einer halben Stunde bist du über eine tolle Serpentine oben in Talana, mit einem ganz großartigen Ausblick.

Der südliche Gennargentu beginnt gleich hinter Talana

Die Region ist für Aktivurlauber aber ein Träumchen: Gleich nördlich schließt sich der Supramonte di Baunei an – eines der besten Wander- und Klettergebiet der Insel. In Lotzorai im Lemon House sind Kletterer und Mountainbiker gut aufgehoben. An der von dort aus Richtung Talana führenden Straße erwartet euch ein Hotel und Restaurant  mit sardischem Familienanschluss: das Sant’Efisio.

Von hier aus erkundest auch du den südlichen Gennargentu, das endlos weite, zentrale Gebirge Sardiniens mit spannenden kleinen Dörfern wie Ulassai, Gairo, Jerzu, OsiniSadali, Seui, Gadoni, Aritzo … – oder du wanderst auf das Dach der Insel, die Punta Lamarmora. Im bergigen Inselinneren könntest du auch einen ganzen Urlaub verbringen, ohne dass dir langweilig wird.

Sardisch und echt ist die Ogliastra in jeder Hinsicht und damit erste Wahl für einen tollen Sardinien-Urlaub zwischen Meer und Berg!

Wo man Schafe auf der Straße trifft, ist das "echt sardische nicht weit
Wo man Schafe auf der Straße trifft, ist das „echt sardische nicht weit

10 – Palau: Zum Glück gibt’s das Maddalena-Archipel …

Wenn Palau doch nur schön wäre. Ist es aber nicht. Da sind der hässliche riesige Parkplatz in erster Reihe / prima fila am Hafen, ein paar Bausünden, das fehlende historische Zentrum, die vielen schlecht gelaunten Palaesen und der Durchgangsverkehr nach La Maddalena in der Hauptsaison … Vermutlich hat das schwarze Schaf zu lang hier gelebt, um es toll zu finden.

Nur manchmal, wenn in der Nebensaison die Sonne scheint und man im Hafen bei einem Glas Wein die Touris, die zu Hauf durch den Ort stolpern, beobachtet, ist es ganz lustig. Hübsch ist es den örtlichen Stränden (Vecchia Palau, La Sciumara und  hinterm Hafen gibt es auch einen Hundestrand, Bau Bau Beach) – oder im Nachbar-Luxus-Feriensiedlung Porto Rafael. 

Das Beste an Palau sind das Capo d’Orso, der Bärenfelsen (der von nahem nicht aussieht wie ein Bär, aber trotzdem cool ist) und im September das internationale Kultur- und Musikfestival Isole Che Parlano.

Sardische Tenöre unterm Bärenfelsen: Festival Isole Che Parlano
Sardische Tenöre unterm Bärenfelsen: Festival Isole Che Parlano

Top auch der Aussichtspunkt an der Panoramastraße oberhalb des Dorfes (Schild zum campo sportivo folgen, kurz danach auf der Anhöhe ist der punto panoramico). Von diesen hier aus siehst du das gesamte Arcipelago di La Maddalena.

Ein Bootsausflug ins Maddalena-Archipel, am besten mit dem Segelboot, z. B. mit der Rumbera, ist schlicht atemberaubend. Traumhafter und türkiser geht es fast nicht.

Ausflug ins traumhafte Türkiswasser des Maddalena-Archipels

Allerdings würden wir immer die Nebensaison empfehlen – denn von Juli bis September ist quasi jede Bucht überfüllt. Und wenn der nächste Touristen-Kahn anrockt und 100 Leute ins Wasser lässt, ist das zwar auch noch schön, aber eben nicht das Höchste der Gefühle.

Bei West- und Nordwestwind kann es sehr ungemütlich werden: Palau und La Maddalena liegen direkt in der stürmischen Bocche di Bonifacio. Wer nicht seefest ist, sollte einen ruhigen Tag abwarten und dann mit der großen Fähre hinüber nach La Maddalena und Caprera fahren.

Die beiden Inseln sind wundervolle Ausflugsziele: La Maddalena ist eine richtig hübsche Kleinstadt (die Restaurants sind einen Tick teurer). Caprera ist prima für leichtes Trekking oder um segeln zu lernen.

Hauptsaison zwischen Palau und Maddalena: auch das Meer ist voll
Hauptsaison zwischen Palau und Maddalena: auch das Meer ist voll

11 – Cagliari!

Ein Urlaub in und um Cagliari ist immer richtig. Auch auf der Liste des schwarzen Schafes und auf der „Echtheitsskala“ steht die Stadt weit oben.

Cagliari ist für das schwarze Schaf die schönste Inselhauptstadt der Welt! 😉

Palmen und Palazzi: Cagliari verzaubert sofort
Palmen und Palazzi: Cagliari verzaubert sofort

Cagliaris Kulturangebot ist für die eigentlich nicht besonders große Stadt (155.000 Einwohner, in der Metropolregion leben 500.000 Menschen) riesig: von lokaler bis internationaler Kunst, uralte und neuere Sehenswürdigkeiten, kleine und große Museen. Hier kannst du nach dem zehnten bekletterten Nuraghen auch die neuere Geschichte Sardiniens kennenlernen und über den Tellerrand der Insel hinaussehen. Stadtfeste, Theater, Street Art, Kunst- und Stadtteilprojekte – Cagliari ist im ganzen Jahr aktiv.

Wer einmal an einem heißen Sommertag in der Stadt war, bekommt außerdem eine ganz besondere Version des süßen Nichtstuns / dolce far niente präsentiert. Man versteht auch, warum der Stadtstrand Poetto stets voll ist und hier die ganze Nacht gefeiert wird. In der Nebensaison ist er eine wunderbare Oase.

Poetto in der Nebensaison: weit und menschenleer
Poetto in der Nebensaison: weit und menschenleer

Auch in der tiefen Nebensaison oder falls es auf Sardinien doch mal länger regnen sollte, ist die Stadt das Ausflugsziel Nummer 1. Cagliari hat seit ein paar Jahren sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt.

Die Stadt ist Vorbild für den ganzjährigen Tourismus auf Sardinien und eine absolute Empfehlung für jeden Sardinien-Urlauber. Die Anbindung mit Flugzeug (Flughafenkürzel CAG), Bahn und Bus ist grandios auch für Ausflüge in die Umgebung. Wenn man möchte, kann man in Cagliari sogar auf ein Auto verzichten.

Man hat mit dem Hausberg Sella del Diavolo sogar ein kleines, aber feines Trekkinggebiet direkt vor der Nase.

Nach einem kleinen Trek am Sella del Diavolo erreicht man die hübsche Cala Figuera
Nach einem kleinen Trek am Sella del Diavolo erreicht man die hübsche Cala Figuera

Reisender, was willst du mehr?!

12 – Santa Teresa Gallura: Korsikas Nachbarin

Ein wirklich hübscher, kleiner Hafenort ist Santa Teresa Gallura. Historisch war hier ein wichtiger strategischer Verteidigungsposten an der Meerenge zu Korsika – schon in der Römerzeit, als es noch Longosardo hieß.

Schnell rüber nach Korsika? Kein Problem, Bonifacio ist nur einen Delfinsprung entfernt
Schnell rüber nach Korsika? Kein Problem, Bonifacio ist nur einen Delfinsprung entfernt

Heute heißt nur noch der Yacht- und Fährhafen so, weil er geschützt in einem länglichen, natürlichen Fjord. 1808 benannte der damalige König von Sardinien, Vittorio Emanuele, die Stadt zu Ehren seiner Frau Maria Theresia von Österreich-Este um.

Man merkt Santa Teresa die strategisch-militärische Vergangenheit an: Mit einem riesigen Platz, die Straßen sind rechtwinklig angelegt, das Stadtbild im Zentrum hat noch einige Häuser der Jahrhundertwende und ist relativ modern. Der Torre Aragonese stammt aus der Zeit der spanischen Besatzung Sardiniens, etwa im 14. Jahrhundert.

Geschichtlich gesehen sicher interessant, aber ausgesprochen „sardisch“ ist Santa Teresa Gallura deshalb nicht.

Auch die Leute sind eher verschlossen und haben in der Nebensaison die Tendenz, sich einzuigeln. In den kalten Monaten verständlich: Wenn der Maestrale / Mistral bläst, ist Santa Teresa mittendrin im Geschehen und geradezu frostig. Wir haben allerdings auch schon im Dezember bei 21 Grad, Sonne und Vino auf der Piazza gesessen und einfach still den Tag genossen.

Starker Maestrale ist für das schwarze Schaf aber ein guter Grund, die Hafenstadt zu besuchen: sowohl Punta Falcone (der nördlichste Punkt Sardiniens) als auch das westlich liegende Capo Testa sind dann spektakulär.

Punta Falcone (Santa Teresa Gallura) bei Mistral
Punta Falcone (Santa Teresa Gallura) bei Mistral

Aber egal, ob an Sonnen- oder Schlechtwettertagen, ob zum Trekking oder zum Klettern, ob zum Baden oder einfach um die riesigen, windgeformten Felsen, z. B. rund um das Valle della Luna zu bestaunen – das Capo Testa lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

13 – Dorgali: echt sardisch nur im Hinterland

Würde diese Liste „echt sardische Ferienorte“ heißen, wäre Dorgali nicht auf Platz 13, sondern ganz oben. Der Ort eingangs des Supramonte und der Barbagia liegt zwischen den Welten und birgt dabei so manche Perle. Traditionen werden groß geschrieben, die Lebensmittel und Weine, die in und um Dorgali produziert werden, sind außerordentlich gut.

Nun ist es aber wieder so, dass in dieser Liste nicht Dorgali gemeint ist. Das Gros der Touristen entscheidet sich für das unten an der Küste liegende Touristendorf Cala Gonone – das zur Gemeinde Dorgali gehört. Man profitiert vor allem in der Statistik.

Oberhalb von Cala Gonone, am Monte Tului hast du einen weiten Blick über den Golfo di Orosei
Oberhalb von Cala Gonone, am Monte Tului hast du einen weiten Blick über den Golfo di Orosei

Zugegeben ist die Lage von Cala Gonone spektakulär: Ein Tunnel führt durch den Berg Monte Tului, an seinem Ende kannst du quasi direkt nach links auf einen Aussichtspunkt abbiegen und blickst auf den von hohen Bergwänden eingerahmten Golfo di Orosei im tyrrhenischen Meer. Sieben Kilometer Serpentine bringen dich hinunter in den Ort.

Dann allerdings Ernüchterung. Cala Gonone ist wirklich ein Touristendorf, ausschließlich im Sommer belebt, wie so viele Ferienorte auf Sardinien. Ganzjährige Bewohner und Infrastruktur findet man kaum. Alles wirkt ziemlich touristisch (und ist es leider auch).

Auch richtig schöne Hotels sind schwer zu finden (Ausnahmen z. B.: Hotel L’Oasi mit tollem Meerblick, das Nuraghe Arvu Resort mit Anschluss an ein Weingut im Valle Oddoene) – aber leider nicht ganzjährig buchbar. Schon Anfang Oktober schließen die meisten Hotels und Restaurants, im Winter ist in Cala Gonone quasi komplett tote Hose.

Wenn es dazu auch noch kalt ist und vom Meer Stürme heraufziehen, verstehst du, warum die Sarden Dorgali im Schutz des Berges bevorzugen und auf Meerblick gut verzichten können.

Cala Goloritzè im Mai 2014
Cala Goloritzè im Mai

Cala Gonone ist aber ein super Ausgangspunkt für Ausflüge zu den vielleicht schönsten Buchten des Mittelmeers: Cala Fuili, Cala Luna, Cala Goloritzè, Cala Mariolu, Cala Sisine, … ob mit gemietetem Schlauchboot / gommone (führerscheinfrei) oder per Ausflugsboot.

Aber wenn du der Landeskultur und den Leuten näher kommen möchtest, empfiehlt schwarze Schaf: Niste dich in Dorgali ein.

Die traditionelle Kleidung der Dorgalesen
Die traditionelle Kleidung der Dorgalesen – ein sehr hübscher und netter Menschenschlag

Erkunde von dort aus sternförmig die Umgebung: den Supramonte mit der Gola Su Gorropu oder dem Nuraghendorf Tiscali, die Quelle Su Gologone, den die Täler Valle di Lanaitto und Valle Oddoene (ein traumhaftes Weinanbaugebiet).

Fahre in die nächsten Orte der Barbagia, wie Oliena, Urzulei, Orgosolo, Mamoiada, Nuoro … Es lohnt sich!

Und wenn du Lust auf Meer hast, dann fahr einfach hin. Es ist ja gleich um die Ecke 🙂

14 – Stintino und die Insel Asinara

Das schwarze Schaf hat zu Stintino zwei Meinungen: im Sommer fast gruselig touristisch, in der Nebensaison großartig!

Hauptsaison in Stintino: ein ehrliches Bild, das den wenigsten gefällta ...
Hauptsaison in Stintino: ein ehrliches Bild, das den wenigsten gefällta …

Der berühmte Strand La Pelosa mit dem pittoresken Turm auf der vorgelagerten Insel ist in der Hauptsaison so dermaßen überfüllt, dass man das Wasser kaum sieht. Im Sommer 2017 wurde erstmals der Zugang beschränkt und das Liegen auf Handtüchern untersagt – zum Schutz des Strandes. Ein Strandspaziergang oder ein sonniger Strandtag in der Nebensaison sind hingegen großartig und kaum zu toppen.

La Pelosa im Winter
Der gleiche Strand, La Pelosa im Winter

Das Beste an Stintino sind aber nicht die Strände, sondern die Nähe zum Meeresschutzgebiet / Area marina protetta AMP Isola dell’Asinara. 

Du findest dort eine fantastische, vielseitige Natur – sehenswert im April / Mai, dann ist die Insel vor der Insel richtig bunt. Super für Trekking-Tagestouren oder geführte Jeeptouren. Wir empfehlen gern die Leute von Wild Asinara Park.

Zu sehen gibt’s neben der Natur auch eine Menge: ein Schwerverbrecher-Gefängnis, den angeblichen Fluchtort vom Piraten Barbarossa, viele graue und weiße Esel, eine Quarantänestation, die kleine Siedlung Cala d’Oliva (mit der einzigen Unterkunft der Insel, einem Hostel) einen tollen Leuchtturm am nördlichen Ende und traumhafte kleine Buchten (von denen einige aber nicht betreten werden dürfen, informiere dich am Parkeingang).

Cala Andrea in der höchsten Schutzzone auf der Isola dell'Asinara
Cala Andrea in der höchsten Schutzzone auf der Isola dell’Asinara

15 – Pula: an der Costa del Sud

Pula muss man eigentlich mit Domus de Maria (Platz 20 dieser Liste) zusammenzählen, dann kommt man drauf, wieviele Touristen hier tatsächlich tummeln.

Die Costa del Sud erstreckt sich von Domus de Maria, Santa Margerita di Pula, Pula bis Chia und ist wunderschön – leider ziemlich verbaut. Die Küste erreicht man nur über wenige Straßen, der Rest sind Ferienanlagen und Resorts, viele davon als gated community angelegt, so dass der Durchreisende erstmal Pech hat.

Pula ist ein schönes Städtchen, hier lohnt es sich zu verweilen – zum Beispiel in der Villa Madau, mit einem Hauch von Marokko, mitten im Ort. Santa Margherita di Pula ist ideal für Wassersportler: Kitesurfer finden hier super Bedingungen.

Kiten in Santa Margherita di Pula, im Hintergrund Nora
Kiten in Santa Margherita di Pula, im Hintergrund Nora

Sehenswert ist die archälogische Stätte / Area archeologica in Nora. Wer sowas wie das Forum Romanum erwartet, wird enttäuscht – das ging dem schwarzen Schaf kurz so, weil es im Jahr zuvor in Rom war. Aber da war es natürlich unfair, denn Nora ist nicht Rom und die Überreste der Römer auf Sardinien sind höchst selten. Außerdem ist die Lage direkt am türkisfarbenen Meer spektakulär.

16 – Castiadas

Das Gemeindegebiet von Castiadas, ganz im Südosten der Insel, quasi hinter / unterhalb der Costa Rei, besteht aus mehreren verstreuten Siedlungen, darunter viele sortenreine Ferienorte in Meeresnähe oder an den Hängen mit Meerblick. Sie bestehen hauptsächlich aus Ferienhäusern, teils auch als „gated community“ angelegt. Hier hat man eher Eigentum, als dass man sich mit dem „normalen“ Tourismus aufhielte.

„Echte“ oder gar landestypische Hotels gibt es relativ wenige. Aber ganz schicke Feriensiedlungen mit Geschmack (und für den gehobenen Geldbeutel, z. B. die Residenz Sant’Elmo) – und einige der schönsten Strände Sardiniens.

Superschön: die Residenz Sant'Elmo, immerhin im sardischen Stil, aus Granit und mit lokalen Materialien erbaut
Superschön: die Residenz Sant’Elmo, immerhin im sardischen Stil, aus Granit und mit lokalen Materialien erbaut

Der Nachteil (schon wieder): Die meisten Leute kommen im Juli und August – vorwiegend wohlhabende Festland-Italiener, die hier ein Sommerhaus haben. Das Gros der Häuser wird direkt nach der Saison auch wieder eingemottet, und das, was an Infrastuktur da ist, schließt mangels Gästen.

Absoluter Vorteil: Die wenigen Einheimischen wohnen vorwiegend im Hinterland verstreut und sind Selbstversorger. Die Gegend ist also von der Landwirtschaft – Ziegenhaltung, Käseproduktion, Gemüse- und Obstanbau, vor allem Zitronen und Orangen – geprägt.

Du kannst hier also sehr gut nach dem „Kilometer-Null-Prinzip“ urlauben, sprich: bei lokalen Produzenten ab Hof oder in kleinen Geschäften, z. B. in Olia Speciosa oder San Priamo, gute, regionale Produkte einkaufen.

Landschaftlich spannend ist das Hinterland, in Richtung Sarrabus. Nimm dir einen Tag, um nach Villasalto oder gar auf den Monte Genis zu fahren und dort die Weite und Stille der Natur zu genießen.

Wunderschön: das Hinterland im Sarrabus

17 / 18 – Aglientu und Badesi: die wilde Küste Nordsardiniens

Ein großer Sprung in den Norden: Das Dorf Aglientu liegt auf 420 Metern über dem Meer, oberhalb der Küstensiedlungen Rena Majore, Portobello, Monti Russu, Littigheddu, Vignola Mare und Costa Paradiso, wo die meisten Urlauber ihr Feriendomizil haben.

Rena Majore: Feriensiedlung mit welligem Strand
Rena Majore: Feriensiedlung mit welligem Strand

Aglientu das einzige gewachsene Dorf mit ganzjährigen Einwohnern an diesem Küstenabschnitt, umgeben von wunderschöner Landschaft.

Wieder ist wahr: die Sarden (auch die Galluresen, die von den Korsen geprägt und tatsächlich ein eigener Menschenschlag sind) wohnen lieber im Hinterland, nicht an den Küsten. Sie sind Landwirte, keine Fischer, und das Land oben war deutlich brauchbarer als die ruppige, felsige Küste. Die Fischer kamen tatsächlich aus einer ganz anderen Region: Lies die kleine, spannende Geschichte über die Kirche San Silverio am Meer. 

Gallura im Frühling: ein farbenfrohes Träumchen
Gallura im Frühling: ein farbenfrohes Träumchen

Badesi ist gemeindetechnisch quasi der direkte Nachbar von Aglientu, im Küstenabschnitt von der Isola Rossa bis kurz vor Castelsardo. Der Ort ist klein und beschaulich, aber tatsächlich mit Einwohnern und aktiver Infrastruktur im ganzen Jahr gesegnet. Das wissen die Feriengäste in den Siedlungen an der Küste durchaus zu schätzen.

Was das Schaf lange Zeit nicht wusste, und vielleicht auch den Strandurlaubern nicht so ganz geläufig ist: Badesi ist eine Top-Adresse für den Weinanbau in der Region. Kleine, noch privat geführte Weingüter, wie die Cantina Li Duni, die mit antiken Anbaumethoden arbeiten.

Im Hinterland der Gallura in Top Qualität zu finden: Vermentino und Pecorino

Man trifft an dieser Küste tatsächlich auch in der Nebensaison auf vergleichweise viele Menschen. Die Gegend ist etwas für Naturliebhaber, für Kiter und Windsurfer, für alle, die auch eine steife Brise mögen. Man sollte allerdings wissen, was man tut – da kann es auch für erfahrene Surfer reichlich anspruchsvoll werden.

In der Nebensaison kann der Norden Sardiniens recht ruppig sein und wirkt auch etwas menschenleer und verschlafen. Aber viele wissen ja genau das für ihren Urlaub zu schätzen. Und das Leben ist ja da, man muss es nur manchmal suchen.

19 – Golfo Aranci: tolle Kombi aus Meer und Berg

Den Fähr- und Fischereihafen im Nordosten Sardiniens hat das schwarze Schaf schon immer gemocht. Das liegt zuvorderst an der Kulisse:

Golfo Aranci mit Fährhafen, Figarolo und der Isola Tavolara im Hintergrund

Dominiert vom grandiosen Capo Figari, einem Felskap, das sich von Meereshöhe auf 344 Meter erhebt und einige tolle Trekkingpfade hat, liegt Golfo Aranci in einer halbmondförmigen Bucht.

Darin das unbewohnte Inselchen Isolotto Figarolo, auf dem sogar Mufflons leben. Gegenüber schläft der Drache, die Isola Tavolara.

Trekking am Capo Figari
Trekking am Capo Figari

Delfine leben im Golfo di Olbia vor Golfo Aranci. Fahr mit Marco del Mare hinaus um sie zu sehen, er ist quasi schon sowas wie ein Teil ihrer Familie. Neben ihm gibt es ein paar weitere Einheimische, die ganz von und mit dem Meer leben, Fischer, Werftarbeiter, echte Seebären – bzw. hier nennt man sie Wölfe des Meeres / lupi di mare.

Die Fisch- und Muschelfarm vor dem Hafen sorgt für frische Spezialitäten aus dem Meer: Die Fischküche in Golfo Aranci ist super, z. B. im Strandrestaurant Lo Scorfano Allegro („fröhlicher Rotbarsch“) oder im Ort in der Ostrica Ubriaca („die besoffene Auster“).

Der Hafen ist ein ganz besonderer Mix: Da sind die gelb leuchtenden Fähren von Corsica Ferries (der alte Fähranleger mit der schon im Verfall befindlichen Brücke ist super hässlich und vielleicht auch nicht mehr so rasend sicher), charmant aber der alte Fischerhafen, in dem eigentlich immer was los ist, die neue Erweiterung für den sommerlichen Segel- und Bootstourismus ganz schick und viele Events (unter anderem eine Bootsmesse) locken im Sommer viele Leute ans Lungomare.

Traumhafter Anflug. Nachhaltig? Eher nicht.
Capo Figari mit dem Trekkingpfad zum Gipfel, beim Landeanflug auf Olbia von oben gesehen.

In der Nebensaison liegt Golfo Aranci leider etwas ungeschützt, was auch die Strand – und auch wenn man es anders denken würde: Die Bucht ist bei Starkwind aus quasi allen Richtungen ungemütlich. Das schwarze Schaf verzieht sich dann gern in die Weinbar S’Incantu in Hafennähe.

Noch ein kleiner Wermutstropfen: Golfo Aranci hat in den letzten Jahren die Preise angehoben, sowohl in Restaurants als auch auf den Festen.

Und das schwarze Schaf sammelt hier jedesmal Strafzettel: Parkzeit um zehn Minuten überschreiten, schon einen halben Meter außerhalb der weißen oder blauen Streifen parken, oder tatsächlich auf „gut Glück“ keinen Parkschein lösen – wird sofort bestraft. Auch in der Nebensaison.

20 – Domus de Maria

Der Ort Domus de Maria liegt ein paar Kilometer im Hinterland, in einem bewaldeten Gebiet. Noch so ein Paradebeispiel: die Einheimischen leben und arbeiten im Inselinneren. An dem Ort fahren denn auch viele vorbei.

Die Gäste tummeln sich in den Ferienorten an der Costa del Sud. Wie oben bei Pula schon erwähnt, gibt es hier viele Ferienresorts, die einen Großteil der Küste einzäunen und für Durchreisende unzugänglich machen.

Der erste „offene“ Ort ist Chia mit den wirklich traumhaften Stränden Su Giudeu oder Sa Colonia.

So gefällt mir Chia: im April bei einer Küstenwanderung
So gefällt mir Chia: im April bei einer Küstenwanderung

Der Tipp des schwarzen Schafs fällt hier definitiv zugunsten der Nebensaison und des Hinterlands aus: Die kleine Küstenwanderung bei Chia ist superschön im April, Mai, wenn die Strände noch leer und höchstens von ein paar Kitesurfern bevölkert sind.

Kitesurfer bei Su Giudeu
Kitesurfer bei Su Giudeu

Im Berg- und Waldgebiet hinter Domus de Maria findest du wilde, unberührte Natur, zum Beispiel die Wasserfälle am Rio Sa Cresia (in der Nebensaison, wenn es geregnet hat ist der dortige Wasserfall top fürs Canyoning – den findest du z. B. mit Sardinia Wild Canyoning.

Die Landstraße SS 195 führt übrigens auch sehr schön und kurvenreich durchs Hinterland, z. B. nach Teulada, Giba, Carbonia, von dort erreichst du auch die Insel Sant’Antioco – alles tolle Orte, jedes mit seiner eigenen Besonderheit. Die Straße führt  natürlich ein Dasein im Schatten der grandiosen Küstenstraße und Cabriostrecke SP 71.

Aber wenn du die ein paar Mal gefahren bist, dann erkunde doch auch das Hinterland. Du hast nichts zu verlieren.

Am Ende der Liste angekommen, fragt sich das schwarze Schaf: War das jetzt alles? Oh nein! Denn jetzt kommt das, was in der Liste komplett fehlt:

Die Westküste Sardiniens

Selbst, wenn man annähme, Sardinien bestünde nur aus Küste – was Humbug ist – dann fehlt in der Liste ein kompletter Küstenabschnitt:

Der mittlere und südliche Westen Sardiniens ist ein Traum-Urlaubsziel, für einen echt sardischen Urlaub am Meer!

Wenn du also Strandurlaub willst, aber nicht dahin willst, wo alle sind, und auch eine besondere Seite Sardiniens kennenlernen willst, dann hat das schwarze Schaf hier ein paar Tipps für dich:

  • Bosa, eine wunderschöne Kleinstadt mit ganz viel Leben und supernetten Menschen am Fluss Temo, dazu z. B. das Murales-Dorf Tinnura und das niedliche Tresnuraghes oben am Berg.
  • Santa Caterina Pittinurri und im Hinterland das schöne, echt sardische Cuglieri
  • Cabras und die Sinis-Halbinsel mit den Traumstränden Mari Ermi und Is Arutas und ganz viel Geschichte und Kultur rund um die Seen im Hinterland.
  • Oristano, eine geschichtsträchtige Stadt, mit einem tollen Reiterfest zum Karneval und der Hafen Torregrande am Golfo di Oristano mit Fischerkultur.
  • Die Costa Verde, ein weitläufiges Strandgebiet (leider ohne gewachsene Orte, aber dafür sehr naturbelassen) von Pistis bis Flumini echte Oasen. Der Monte Linas ein tolles Trekkingziel.
  • Piscinas und Scivu – zwei Lieblingsziele des schwarzen Schafs – wegen der riesigen Dünen, und weil man im Hinterland in Arbus ganze Herden von schwarzen Schafen findet!
  • Masua und Buggerru, wo du in die Bergbauvergangenheit eintauchen kannst und hinter der Traumbucht Cala Domestica ein tolles Kletter- und Trekkinggebiet ist.
  • Und quasi in allen im Hinterland verstreuten Agriturismi findest du großartiges Essen oder ein Feriendomizil nah an Land und Leuten.
Das schwarze Schaf versteht's nicht, aber ist ganz happy, dass Mari Ermi nicht stärker frequentiert ist :)
Das schwarze Schaf versteht’s nicht, aber ist ganz happy, dass Mari Ermi nicht stärker frequentiert ist 🙂

Du siehst schon, Sardinien ist extrem vielfältig. Und über die besten Orte im Inselinneren haben wir ja noch gar nicht wirklich gesprochen.

Den das Traurigste an der Liste der beliebten Ferienorte auf Sardinien ist doch, dass keiner von ihnen im Inselinneren liegt. Die Touristen wissen gar nicht, was ihnen entgeht …

Am besten ist eh, sich nicht in einem Ort festzusetzen. Für sich selbst würde das schwarze Schaf immer entscheiden, eine Insel-Rundreise zu machen und dabei einfach die „üblichen Verdächtigen“ auszulassen oder erst zum Schluss anzusteuern.

Jetzt hast du aber für deine Reisevorbereitung ein bisschen Einblick in die beliebtesten Ferienorte auf Sardinien. Entscheide dich doch einfach für einen gewachsenen Ort, vielleicht sogar im Hinterland, für ein schönes sardisches Hotel oder ein B&B von Einheimischen. Und fahre einfach ans Meer, wenn du Lust drauf hast.

In jedem Fall wünscht das schwarze Schaf dir einen grandiosen Urlaub auf Sardinien – egal wo!

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