Beeehditorial Juli 2012 ~ Einer unser sonnenhungrigen Schaffreunde ist im Sommer bekennender Hinterlandverweigerer. Sobald der Himmel einheitlich blau ist, und die Sonne aus dem Zenit gar nicht mehr rauskommt, werden die Strände (inklusive Bars) angesteuert. Die meiste Zeit in Wassernähe oder auf selbigem wird der Relaxmodus angeschaltet und das Leben genossen.

Cala Coticcio - es ist schon schön am Meer...!

Cala Coticcio – es ist schon schön am Meer…!

In den Sommermonaten gehören Meer und Beach Life zu Sardinien wie der Mount Everest zum Himalaya. Man kommt an ihnen einfach nicht vorbei. Und wer die fabelhaften Buchten der Insel kennt, will das auch gar nicht.

Der Juni 2012 ist ungewöhnlich warm, um nicht zu sagen: heiß. Gefühlt täglich über dreißig Grad – sogar schwarze Schafe nehmen sich da eine Auszeit vom Umherstreifen auf der Insel.

Denn tatsächlich wird es im Hinterland nicht wesentlich kühler – im Gegenteil. In manchen Bergdörfern staut sich die Hitze und das Wandern, Biken und Reiten in den Tälern gerät zur Tortur. Volle Sonne aufm Kopp bei selbst nur leichter körperlicher Ertüchtigung ist einfach nicht gesund. Selbst die beste Mütze stößt an ihre Grenzen.

Und es ist zu erwarten, dass es die nächsten acht Wochen so weiter geht. Im Juli und August kocht die Insel.

Jetzt ist Zeit, sie aufzuspannen!

Jetzt ist Zeit, sie aufzuspannen!

Und wie wäre es mit früh aufstehen? Langschläfer wie wir geraten immer immer immer wieder, auch nach jahrelangem Sardinienreisen und obwohl wir’s wissen, in die Mittagssonne und die Siesta. Aber nein, wir laufen durch die Dörfer und murmeln „Is ja alles zu hier…“

Eigentlich wäre das der ideale Zeitpunkt, sich wieder hinzulegen. Was also tut man in solch einer Situation? Hier ein paar Tipps, für alle, die nach Abwechslung und Schatten dürsten:

Schattenjagd

Dem militanten Meerurlauber macht ein bisschen Sonne natürlich nichts aus – und mit dem Billigschirm aus dem „articoli mare“-Shop oder dem Supermarkt ist der mobile Schatten immer parat. Mach dir nur Gedanken darüber, wie du hinterher mit ihm umgehst – das Müllproblem auf der Insel ist groß genug, das braucht nicht noch deinen Schirm. Manchmal ist eine Schirmmütze besser.

Oder du legst dich unter einen der Bäume am Strandrand (so es sie denn dort, wo du bist, gibt). Sich unter den Sonnenschirmen in Strandbars bei einem kühlen Ichnusa aufzuhalten, ist auch keine sooooo üble Idee.

Dann noch mit Sonnencreme eingeschmiert und einen schönen, windigen Strand ausgesucht (Windrichtung und -stärke auf der Windfinder-Karte für Italien: http://www.windfinder.com/windreports/windkarte_it.htm) und auf geht’s.

Tipp für die Damen: In der langärmeligen Tunika in Meerwasser baden – das gut auch draußen noch für ne gute halbe Stunde. Sollte nicht die beste sein, da das Salzwasser dem Teilchen zusetzt. Günstige gibt’s aber direkt beim Strandverkäufer.

Oder Mütze aufsetzen, ans Ufer ins seichte Wasser fläzen und chillen. Oder lesen. Oder Strandnuraghen bauen. Alles schön.

Die kleinen Buchten sind dem schwarzen Schaf persönlich die liebsten – die besten Partys gibt’s na klar an den größeren Stränden.

Aber warum nicht tagsüber schön einsam auf Caprera planschen und abends in Porto Pollo in Rupi’s Chilling Out das ein oder andere Fest feiern. Oder erst in einer felsigen Minibucht am Fuße des Sella del Diavolo Richtung Afrika gucken – und abends am Poetto mit halb Cagliari und den besten DJs der Insel dasselbe tun.

2. Auf den Spuren des Grottenolms.

... und rein in die Grotte!

… und rein in die Grotte!

Eine Grotte ist vor allem eins: schattig! Und damit auch kühl. Und da es in Sardinien ziemlich viele Grotten gibt, ist hier die beste Gelegenheit, um zum Grottenolm zu mutieren. Nur welche der ?

Die drei Unvermeidlichen (d. h. rechnet damit, dass Ihr dort einigen Touristentrubel vorfindet):

  • Grotta del Nettuno: am Capo Caccia, benannt nach dem Meeresgott Neptun. Die 652 Treppenstufen zu Fuß zu nehmen ist in der Sonne vielleicht zu beschwerlich. Wir empfehlen die Anreise per Schiff ab Alghero.
  • Grotta del Bue Marino: die Namensgeberin „bue marino“ ist die Mönchsrobbe, die leider hier nicht mehr lebt. Mehrere Boote gehen täglich ab Cala Gonone, wir bevorzugten ein kleines, familiäres Schlauchboot, das einem auf dem Rückweg auf Wunsch auch in der Cala Luna ablädt und abends wieder einsammelt.
  • Grotta di Ispinigoli: Das heißt soviel wie „Stachel im Rachen“ und beschreibt den mit 38 m Höhe und 2 m Durchmesser größten Tropfstein Europas im Inneren der Höhle. Anreise per Auto, die Höhle liegt zwischen Orosei und Dorgali.

Die vier Alternativen:

  • Grotta di San Michele: direkt in Ozieri gelegen, einem hübschen kleinen Dorf im Norden, nach ihm ist die Ozieri-Kultur benannt. Raus aus dem klimatisierten Wagen, rein in die ca. 56 m lange Grotte, die Fundort vieler Keramiken ist; Infos und Bilder hier
  • Grotta Su Marmuri: Die „Marmorgrotte“ liegt in der Ogliastra, außerhalb des Ortes Ulassai. Sie ist eine sehr schöne und große, aber mit ca. 8 Grad auch ziemlich kalte Grotte, unbedingt eine Jacke mitnehmen; Infos und Bilder hier
  • Grotta Su Mannau: bei Fluminimaggiore; mit 16 Grad etwas „wärmer“, nur teilweise erschlossen. Man geht hier etwa 50 m über Treppen hinauf,  um die tollen Tropfsteinformationen in den oberen Höhlenabschnitten zu bestaunen. In den nicht erschlossenen Teilen einWohnort für einige seltene Kleintiere.
  • Grotta di San Giovanni: Domusnovas, vom südlichen bis zum nördlichen Ausgang gut 800 Meter lang und frei begehbar. Nichts für Leute mit Angst im Dunkeln oder Platzangst.
Sala Vergine (Grotta di Su Mannau), Quelle: http://web.tiscali.it/grottadisumannau/

Sala Vergine (Grotta di Su Mannau), Quelle: http://web.tiscali.it/grottadisumannau/

Grotte auf eigene Faust:

Einer unserer Leser folgt bevorzugt kleineren Schildern und klettert in Grotten, die auf Detailkarten eingezeichnet sind (während sein Hund am Ein-/Ausgang mit einem Napf Wasser im Schatten einer Korkeiche aufs Herrchen wartet).

Mit entsprechender Ausrüstung (Lampe, festes Schuhwerk und „zum Anlass“ passender Kleidung, evt. Seilen und Helm), und einigem Mut (es kostet schon Überwindung in ein schwarzes Loch einzutreten), wohl die schwarzschafigste Art, die Grotten Sardiniens zu erkunden.

Weine nicht, wenn die Sonne scheint …

Oder Wein(e) doch! Denn genau das ist ja unser Plan für Juli / August: Wir werden über die Strada del Vermentino in der Gallura und die Strada del Vino Cannonau (von Oliena durch die Barbagia Mandrolisai bis nach Jerzu in der Ogliastra) fahren und schließlich auf der Strada del Vino Carignano di Sulcis im Süden landen (und hier als Highlight endlich die Cantina Santadi besuchen und unseren Lieblingswein „Rocca Rubia“ kistenweise mit nach Hause nehmen).

Versteckt sich hier eine Perle?

Versteckt sich hier eine Perle?

Da wir diesem Thema demnächst also vermutlich den ein oder anderen Artikeln widmen werden, nur noch soviel: Weingüter und -keller zu besichtigen ist eine ganz hervorragende Art, der Hitze zu entfliehen. Aber höchste Vorsicht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre: Der Cannonau knallt dann so richtig…

In diesem Sinne: Kommt gut durch den heißen sardischen Sommer!

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