Unterwegs auf Sardinien musste ich lernen, dass Halloween gar keine amerikanische Erfindung ist, sondern eine sardische. Ach, was?!

Wer sich längere Zeit in der Gesellschaft von Sarden aufhält, stellt schnell fest, dass für sie die Insel der Mittelpunkt der Welt ist – wenn auch ihrer eigenen. Die Betonung der Einzigartigkeit, insbesondere mit Blick auf große Nationen, ist unvermeidlich und tatsächlich ändert sich diesmal an Halloween auch meine Sichtweise auf dieses Fest.

Denn Sardinien wäre nicht es selbst, wenn es keine Überraschungen gäbe. Insofern halte ich durchaus für möglich, dass auch Halloween irgendwie mit Sardinien zusammenhängt und begebe mich auf eine Spurensuche.

Berührungsängste? Null. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Berührungsängste? Null. Der Tod gehört zum Leben dazu.

Halloween: von Europa in die USA und zurück

Aber gern von Anfang an: Halloween geht auf ein antikes, rituelles Fest der Kelten zurück: Samhain hat mit Erntedank und dem Ende des Sommers bzw. dem beginnenden Winter zu tun und wurde in Irland, Schottland und einigen Regionen Englands gefeiert. Man glaubte auch, über heidnische Riten mit Verblichenen in Verbindung treten zu können.

Gleichzeitig gab es da zwei christliche, katholische Feste: Allerheiligen und Allerseelen. Das Fest zu Ehren aller Heiligen feiert man am 1. November, das zu Ehren aller Seelen am 2. November. In Sardinien ist das so bis heute und dann ist auch eine „Invasion“ der Friedhöfe. Dann besucht man die Verstorbenen.

Im Zuge der Christianisierung fand man – wie so oft – praktisch, beides zu verbinden. Und Dank irischer Auswanderer fand das alte Samhain im Allerheiligen-Gewand den Weg nach Amerika. Seither feiert man dort Halloween am 31. Oktober, dem »Abend vor Allerheiligen« – im Englischen: »All Hallows Eve«, abgekürzt Hallowe’en, oder eben Halloween.

Eine Reminiszenz an den Erntedank ist der Kürbis – der uns gleich auf Sardinien auch wieder begegnen wird.

Vermutlich, weil dem Gedenken an die Toten, die ja mehr oder minder von Würmern zerfressen in der Gruft weilen, etwas Gruseliges anhaftet, wurde Halloween in den USA zum »Horrorfest«, das vor allem Kinder und Teenies begeistert.

Von Amerika aus kam es wieder zurück. Oder: Es war ja nie weg, aber die Entwicklung, die das Fest genommen hat, kamen auch irgendwann bei uns an.

Und tatsächlich gibt es Halloween in einer alten und einer neuen Form auch auf Sardinien.

Halloween auf Sardinien

Auch am Mittelmeer waren das alles keine fremden Gedanken: Sommer und Winter gab’s hier wie dort und gestorben und geheiligt wurde auch. In Italien und damit auch auf Sardinien heißen diese beiden Tage »Santi e Morti« (die Heiligen und die Toten).

Das ist natürlich noch nicht alles. Da wäre noch andere Namen wie …

Su mortu mortu, Su Petti Coccone, Su pruadorgiu, is animas, Sa Passillada, su pane e su toccu, is panixeddas, su pane su binu, su biddiu longu, sos sonadores, …

Ewig viele Namen für die Traditionen (und manchmal deckt sich das mit dem Namen für das Brot oder die dolci / Süßigkeiten, die gebacken werden) rund um Allerheiligen gibt es auf Sardinien. In jedem Ort sind sie sich ähnlich, aber es lassen sich auch Unterschiede feststellen.

Der südliche Gennargentu, wenn die Sonne untergeht und der Mond aufsteigt …

Eigentlich ist ja auch egal, wie man’s nennt. Wichtig ist, dass die Traditionen zelebriert und als wertvolles Gegengewicht zur Modernität bewahrt werden.

Mit dem Totenkult kennt man sich auf Sardinien aus. Schon zur Zeit der nuraghischen Kultur hatten die Menschen einige Riten entwickelt, die die Lebenden mit den Verstorbenen verbanden, und den Verblichenen ein schönes Leben im Jenseits ermöglichen sollte.

Man baute die berühmten Gigantengräber (tombe dei giganti), und in den noch älteren Nekropolen (domus de janas) wurden Kulte zu Ehren der Naturgötter und der Toten abgehalten, um diese ins Jenseits oder ins nächste Leben zu begleiten.

Das sardische Halloween geht tatsächlich auf sehr, sehr alte Bräuche zurück, die vor allem am südlichen Gennargentu noch am Leben gehalten werden.

Das schwarze Schaf begibt sich in die beiden beste Reiseorte für dieses Fest:

Seui und Escalaplano, beide im südlichen Gennargentu.

Und einiges von dem, was sich dort abspielt, kommt mir doch sehr bekannt vor. Menschen sind (egal wo auf der Welt) eben doch irgendwie gleich und erklären sich die Welt mit dem, was sie vorfinden.

Insofern ist immer etwas merkwürdig, wenn sich eine Religion oder Weltanschauung über die andere erhebt – obwohl beide im Prinzip das Gleiche meinen.

Ich glaube ja, den Göttern dieser Welt ist herzlich egal, ob und wie wir das Leben und Sterben angehen. Wir kommen und gehen – und sobald wir uns als Teil dieses ewigen Kreislaufs begreifen, und nicht denken, einer sei in diesem irdischen Sein mehr wert als der andere, dürfte alles in Ordnung sein.

Doch zurück zum Fest!

Su Prugadoriu: das sardische Halloween in Seui

Zunächst ist da das Ritual, mit dem Kinder um »Süßes oder Saures« bitten (amerikanisch: trick or treat; italienisch: dolcetto o scherzetto).

So kurz geht es auf Sardinien nicht zu. Hier tönt es so:

»Seus benius po is animeddas, mi das fait po praxeri is animeddas, seu su mortu mortu, carki cosa po sas ànimas, peti cocone«.

Eine Übersetzung wage ich nicht, wohl aber eine Erklärung: Is Animeddas sind die Seelen.

Wie in vielen anderen Kulturen, laufen Kinder von Haus zu Haus, verkleidet als Gespenster – ein Symbol für die Seelen der Verstorbenen. Sie singen eben diese Worte, mit denen sie Süßes für die verstorbenen Seelen erbitten. Wer nichts gibt, muss damit rechnen, erschreckt oder von anderen Scherzen heimgesucht zu werden.

Ja, heutzutage verkleidet man sich auch gern mal als Tiger und nicht als Gespenst und freut sich mehr über eine 2-Euro-Münze als über ein Twix oder einen Keks. Aber das lassen wir mal beiseite. Ich hab von meiner Tante früher auch lieber Geld bekommen als die Packung Monchérie vom letzten Jahr. Kinder sind so.

Das Schöne an Sardinien aber ist: Da gibt es eben nicht (nur) das industrielle Zuckerzeug. Nein, viele Frauen stellen sich noch tagelang in die Küche und backen. Die Ossi di morto / Knochen des Toten zum Beispiel. Die haben diesen seltsamen Namen, schmecken aber grandios.

Von den Tiefen der Tradition bekommt der (Durch-) Reisende, der in Seui eintrifft, unter Umständen erstmal nicht so ganz viel mit.

Wir wohnen da ja nicht und ich hab auch keine Zwerge und bin selbst auch nicht mehr neun Jahre alt, als dass ich da mitlaufen könnte. Und es ist eben keine Touristenattraktion, sondern ein Fest der Einheimischen.

Seui - ein Dorf, das ganz ganz viel zu erzählen und zu zeigen hat!
Seui – ein Dorf, das ganz ganz viel zu erzählen und zu zeigen hat!

Außerdem feiern die Bewohner von Seui über drei Tage ein Fest mit lokalen Spezialitäten und Produkten (ähnlich der Cortes Apertas in der Barbagia), so dass man mehr mit Essen und Trinken beschäftigt ist als mit irgendwas anderem.

Um alles mitzubekommen, müsste man eben das gesamte Wochenende dort verbringen. Das Dorf hat tatsächlich auch viel zu erzählen und in diversen Museen zu zeigen: vom spanischen Kerker über den Gründer der sardischen Aktionspartei bis zum Erfinder des Telefax … und in der umliegenden Natur kann man hervorragend Zeit totschlagen, um mal im Bild der Toten zu bleiben …

Wir sind zwei Tage da, nächtigen in einem B&B in Seulo (viel Auswahl gibt’s in der Region zu dieser Jahreszeit nicht, macht aber nichts) und am zweiten Tag wollen wir noch einen Trek zum Wasserfall Sa Stiddiosa machen.

Als wir in Seui ankommen, ist es etwa halb drei. Mein Freund, Sarde, der mir eigentlich die Traditionen erklären soll, hat nach der langen Fahrt erstmal Hunger. Am erstbesten Stand bleiben wir gleich ne Stunde hängen und sind nach dem Genuss von gegrilltem Steak von heimischem Vitello / Kalb und einem Panino mit Salsiccia und Zwiebeln vollgemoppelt.

Mit drei Gläsern lieblichem Landwein und Gequatsche mit anderen Gästen an den Tischen sind wir schnell in ausgelassener Stimmung! Typisch Sardinien!

Wir haben noch den ganzen Tag Zeit und nach etwas Gegengewicht mit hausgemachten Seadas (ernsthaft: Vergiss ALLES, was du in den Touriorten je gegessen hast – die hier sind BESSER) streifen wir durch den Ort.

Wir kehren hier und da ein, trinken noch mehr Wein (ein Euro pro Becher ist ein Argument, versuch das mal in Porto Cervo) und freuen uns. Eine privat organisierte Fotoausstellung zieht uns noch in ein Haus hinein, wo wir ebenfalls eine halbe Stunde verbringen.

S’Urtzu ist ein zoomorphes Symbol – und optisch ein tendenziell gruseliges Wesen

Im »Su Tzilleri de Tziu Giuanniccu« werden wir dann endgültig heimisch. Die Bar öffnet aber nur zu besonderen Gelegenheiten und Festen. Heute ist so eine, sie ist offen und wir werden bestens bewirtet!

Wir bekommen von Francesco einen Moscato, der Seinesgleichen sucht. Ich schau mich um.

Die Bar ist das Zentrum des Dorfes, immer wieder kommt jemand rein, geht jemand raus. Alles ist herrlich rustikal gelassen, es ist dunkel und etwas eng, trotzdem gemütlich.

Für etwas »Gruselfaktor«, passend zu Halloween, sind zwei Rinderschädel im Keller eingesperrt.

Und es hängt der Schädel eines Mufflons an der Wand (Bild siehe ganz oben). Der Geselle starb eines natürlichen Todes, versichert man uns – und er passt ganz hervorragend zum sardischen Halloween!

Grusel im Keller: Was sich die beiden Rinderschädel wohl zu erzählen haben?
Grusel im Keller: Was sich die beiden Rinderschädel wohl zu erzählen haben?

Draußen auf der Straße Lärm: Kinder in Wildschwein- und anderen Tierfellen laufen ausgelassen die Hauptstraße entlang! Was für ein Spaß, was für eine tolle Kindheit die hier haben!

S’Urtzu – alte Symbole und Bräuche in Seui

Dann tritt die Hauptfigur des seuiesischen Karnevals auf: S’Urtzu (zu ihm gehören noch weitere Figuren mit Fellen und Schädeln aus der hiesigen Tierwelt – einen Eindruck davon vermittelt das Video „S’Urtzu ‘e sa Mamulada di Seui“ auf youtube.

Aber Moment mal, Karneval? Ist der nicht im Februar? Ist hier nicht Halloween? Doch doch, die Grenzen verschwimmen hier – der Zeitpunkt ist nämlich für die Bräuche nicht wichtig.

Oder sagen wir anders: Es reicht, dass der Winter sich zeigt. Hier oben im Gennargentu ist er quasi immer präsent. Und gerade bei den kalten, unbarmherzigen Temperaturen starben in früheren Zeiten auch viele Menschen und Tiere.

Wir reden hier von Jahrhunderten und Jahrtausenden, in denen die Region bevölkert ist. Die Feste und Masken sind an die landwirtschaftlichen Umstände und den natürlichen Lauf der Dinge in der rauen, sardischen Bergwelt geknüpft.

Die Daten von Festen als Erfindung der christlichen Neuzeit sind da komplett irrelevant.

S‚Urtzu trägt einen Stab mit dem Sonnenkreuz oder Sonnenrad, das den Lauf der Sonne markiert. Die vier Enden symbolisieren die vier Himmelsrichtungen der Erde, durch die die Sonne zieht. Die beiden Halbkreise werden aber auch als Ober- und Unterwelt verstanden – als Symbol für Leben und Tod.

Da haben wir sie fast alle versammelt, unsere „Halloween-Symbole“, die eigentlich uralte Symbole des Seins sind.

Das Sonnenrad von S'Urtzu
Das Sonnenrad von S’Urtzu

Noch so ein Symbol ist der Kürbis / zucca. Tatsächlich wachsen auch auf Sardinien zu dieser Jahreszeit Kürbisse.

Der Barmann Francesco hat sein eigenes Ritual zu diesem Fest: Um kurz nach halb sieben wirft er den fettesten Kürbis, den er in dem Jahr finden konnte, vom Balkon im zweiten Stock über seiner Bar: la lancia della zucca.

Das macht allen Spaß und passt so wunderbar zusammen, dass ich über jede Ähnlichkeit mit amerikanischen und nordeuropäischen Bräuchen überhaupt keinen wissenschaftlichen Gedanken mehr verschwende. Und mich auch gar nicht mehr frage, ob irgendetwas nicht original oder katholisch oder ob es nun keltisch oder sardisch oder amerikanisch ist.

Ich füge mich in mein schönes Schicksal – das eines herrlich weinseligen Gastes – und bleibe, bis das Fest endet.

Francesco und der Kürbis. Gleich werf' ich's!
Francesco und der Kürbis. Gleich werf‘ ich’s!

Halloween, die zweite: Sa Passilada in Escalaplano

So wird in Escalaplano »Sa Passillada« gefeiert und in jedem Jahr wird es etwas anders organisiert. Manchmal gibt es ein großes Feuer und ein Essen für alle auf dem Dorfplatz. In diesem Jahr hat man es vor allem für die Kleinen optimiert – mit vielen Spielen und Aktivitäten.

Unter anderem lernen die Zwerge, die typischen Süßigkeiten zu backen.

Su Boi e Su Dominatore aus Escalaplano
Su Boi e Su Dominatore aus Escalaplano

Die Jungs der Associazione Culturale Bois Fui Janna Morti haben eine alte Tradition wiederbelebt, die auch ganz herrlich zu Halloween passt:

  • Die Figur des Su Boi trägt den Schädel und das Fell eines Rindes und ist schwarz bemalt. Su Omidore / der Bändiger (also der Kuhhirte) trägt zerfetzte Kleidung und das Becken eines Rindes als Geschichtsmaske.
  • Fui Janna Morti / die Seelen der Verstorbenen sind in weiße Leinentücher gehüllt und begleiten die beiden.

Weil das Dorf so herrlich untouristisch ist und sich kaum jemand hier her verirrt, hat das Fest immer etwas Familiäres. Hier feiern die Einheimischen und ich bin als Ausländer der komplette Außenseiter. Und als solcher heiß begehrt: Wer bitte verirrt sich im November nach Escalaplano?!

Überall werde ich eingeladen und kann gar nicht so viel essen und trinken, wie ich soll. Man ist ganz aus dem Häuschen, dass ich überhaupt da bin! Ja, gern nehm ich noch einen Vino, Grazie! Nein sagen geht auf keinen Fall …

Da ich keine Übernachtung eingeplant habe (wie dumm von mir …) schaffe ich irgendwann den Absprung, gehe beschwingt aus dem Dorf hinaus, setze mich in meine Panda und schlafe ein paar Stunden …

Später fahre ich durch das tiefe, friedliche Dunkel einer sardischen Bergnacht, ganz ohne gruselige Begegnungen und muss daran denken, wie viele Urlauber all das gar nicht erleben.

Erstens, weil sie gar nicht da sind. Zweitens, weil sie nicht bereit sind, zwei oder drei Stunden über Serpentinen und endlose Landstraßen nach Seui oder Escalaplano zu fahren. Drittens, weil sie sich dann nicht treiben und darauf einlassen, was sie vorfinden.

Natürlich kann man in so einem sardischen Dorf auch erstmal „lost“ sein. Dann wendet man sich an die Einheimischen (es sind ja genug da) und fragt.

Uralte, authentische Traditionen und echte, gelebte Gastfreundschaft gibt es aber nicht im durchgetakteten Reiseprogramm und in Küstenhotels – und das ist gut so. Sonst wär es ja nicht mehr echt.

Diese alten Bräuche wie der von Su Prugradoriu gehören zu dem Besten, das Sardinien zu bieten hat.

Noch määäähr Halloween-Traditionen

In Nuoro gehen die Kinder am Morgen von Allerseelen verkleidet und mit Säcken und Taschen bewaffnet, von Haus zu Haus. Oft in großen Gruppen, denn schon die ganz Kleinen werden mitgenommen und von den größeren Kindern „bewacht“.

Sie klopfen an die Türen und wenn drinnen jemand fragt: Chi è? / Wer ist da? antworten alle unisono: Su mortu mortu! / der tote Tote – was soviel bedeutet wie die Seele des Toten – der eben nicht tot, sondern noch quicklebendig ist. Der Besitzer des Hauses öffnet die Tür und gibt den Kindern als Stellvertreter dieser Seele etwas Gutes und Süßes.

In San Sperate ruft man »paisceddasa!« – und zwar am 2. November. Ein großes Fest wird gefeiert, irgendwo zwischen profaner Feierlust und antiker Tradition angesiedelt. Auch hier ist das Fest eines der Kinder.

Und man lernt sie wirklich lieben, wie sie in ihren Kostümen und einer versuchten Ernsthaftigkeit durch die Straßen ziehen.

Wobei – ich muss sagen: Der Versuch, erwachsen zu sein und zu wirken, gelingt denen in der Einsamkeit der abgelegenen Bergdörfer wie Seui und Escalaplano echt besser. Dort habe ich das Gefühl, dass schon Neun- und Zwölfjährige bereits mehr als einem Wildschwein tief in die Augen gesehen haben und bereit zu allem wären.

Ein Junge aus Seui. Müde – aber sehr, sehr erwachsen.

Und der Kürbis?

Dieses Ritual, Fratzen ins Gemüse zu schneiden ist aber nun echt Amerika und Charlie Brown, oder?

Das glaube ich so lang, bis ich von Su Concu ‚e Mortu / der Kopf des Toten höre. Ja, man verwendet Kürbisse. Schon eeeeewig, will man mir glauben machen.

Ich, in meinem tiefen Glauben an den großen Kürbis verhaftet, bin skeptisch. In Gonnostramatza wird kurzerhand die archäologische Stätte Tomba di Bingia ‘e Monti zum Halloween-Gebiet erklärt.

Kürbis - kaputt!
Kürbis – kaputt!

Ein spezielles Fest gibt’s nicht; aber die keltische Tradition soll über einen laaaaangen Weg ausgerechnet hierher (und nach Korsika) gelangt sein.

Was als sicher gilt, ist, dass an dieser Stätte antike Rituale stattfanden. Unsere Urahnen hatten so gut wie gar eine Berührungsängste mit Toten, Knochen, Schädeln etc.

Aber wie immer: Wenn man nachbohrt, dann windet man sich. Und das mit dem Kürbis kann natürlich keiner bestätigen.

Wobei: Kürbisse werden auf Sardinien schon ewig angebaut und der Mensch – findet er etwas Rundes und so leicht Aushöhlbares – ist sich vielleicht wirklich ähnlich. Die Idee ist ja auch ein bisschen naheliegend …

Da wird das Gemüse zum Totenschädel – ist ja auch ein bisschen schöner anzuschauen, als der echte aus dem Grab.

Der Tod gehörte zum Leben dazu und manchmal war er auch echt unangenehm. Es ist ja nur unsere heutige Generation die erste, die den Tod aus dem echten Leben entfernt und sich nur noch in Komfortzonen bewegt …

Wie auch immer. Ich war mehr als komfortabel in Sardiniens Nebensaison unterwegs. Würde es immer wieder tun und jedem wärmstens empfehlen 🙂

Redaktioneller Hinweis: Artikel zuerst veröffentlicht am 9. November 2017, Update Oktober 2019.

1 Comment

  1. Sigrid Hering

    1. November 2019 at 10:22

    ich hätte es mir selbst denken können, liebe Nicole,
    aber bin froh, es jetzt aus deiner Feder nochmal nachzulesen.
    Halloween kommt nicht aus Amerika, sondern aus Sardinien :-). Toller Artikel!
    Danke für die vielen Lichter, die mir mit deinen Texten im Lauf der Zeit so aufgehen. Besonders jetzt, im dunklen November beeeehsonders hilfreich 😉

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert