März. Jetzt geht es aufwärts mit den Temperaturen und den Sonnenstunden. Der Februar, der ungemütlichste Monat auf der Insel ist geschafft. Auf zu schönen Frühlingstouren!

Es wird Frühling auf Sardinien!

Es wird Frühling auf Sardinien!

Zeit, Raum und Gelegenheit, auf Sardinien durch die Natur zu streifen!  Und davon hat die Insel ja bekanntlich eine Menge.

Einfach der Nase nach ist eigentlich die beste Möglichkeit, Sardinien zu entdecken. Auf einigen Strecken gibt es besonders schöne Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus wollen und werden wir in den nächsten Wochen natürlich selbst die Insel erkunden und das, was wir sehen und finden mit Euch teilen.

Und auch noch die ein oder Route entwerfen. Wir haben damit schon begonnen – zum Beispiel findet Ihr in der Kategorie „Rundreisen“ unter anderem diese Strecken mit Hinweisen zu Sehenswürdigkeiten:

Für die Routen ist ein bisschen Zeit notwendig, aber eine Woche oder zwei sind ja schonmal ein Anfang. Und sie sind eh als Inspiration gedacht, und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Da gibt es ja überall noch viel mehr zu entdecken! Wie immer: Einfach der Nase nach 🙂

Immer noch da: frei verfügbare und genießbare Natur

Immer noch da: frei verfügbare und genießbare Natur

Dazu fällt uns noch ein kleines Thema ein, zu dem wir gern ein paar Worte verlieren möchten. Denn immer häufiger treffen Sardinienreisende auf kostenpflichtige Einrichtungen. Da stellte man uns kürzlich die Frage:

Warum müssen wir für Natur bezahlen?

Vorausgeschickt eine einfache Wahrheit: Das Gros auf der Insel ist frei verfügbare und einfach so genießbare Natur. Dafür muss man sich nur mal abseits der üblichen Touristenpfade bewegen.

In den letzten Jahren haben die Sarden durchaus gelernt, für ihre Schätze auch bare Werte, also Geld, zu nehmen – auch für die Geschenke der Natur. Das ist für jedes touristische Gebiet der Welt eine Selbstverständlichkeit. Auf Sardinien wurden Reisende in dieser Beziehung jahrelang recht verwöhnt.

Zunächst behaupten wir Inselgäste und Touristen ja gern stolz, dass wir der Insel das Geld bringen. Da fällt schwer zu verstehen, warum sich gleichzeitig viele über gewisse Kosten beschweren. Denn gerade im natürlichen, ursprünglichen Inselinneren werden die Mittel ja durchaus gebraucht – warum sollten nur die Hotspots an den Küsten vom Tourismus profitieren?

Warum einiges in unseren Augen vielleicht wie Abzocke aussieht, aber doch gut angelegtes Geld sein könnte, versuchen wir hier mal aufzudröseln.

Zum Beispiel: Die »Naturmaut«

Gola Su Gorroppu - wieviel wert?

Gola Su Gorroppu – wieviel wert?

Ein hübsches Beispiel ist die Gola di Gorroppu, einer der tiefsten Schluchten Europas. Seit einigen Jahren wird hier Eintritt erhoben, seit diesem Jahr kostet das Naturwunder fünf ganze Euro.

Für Natur bezahlen? Sollte die nicht allen offen stehen?

Nun meint man vielleicht, wenn der Weg ordentlich beschildert wäre (was er nicht ist), sei das Geld gerechtfertigt. Doch genau genommen zahlt man die fünf Euro ja für die Schlucht, nicht für den Weg dorthin. Und dann ist da ja noch der Sarde und das Schild …

Diejenigen, die öfter auf der Insel sind, lächeln vermutlich jetzt gerade in sich hinein. Ja, der Deutsche erwartet eine ordentliche Beschilderung. Dem Sarden hingegen scheint das Schild an sich eher suspekt. Er schießt lieber mit seinem Jagdgewehr darauf, fährt dagegen oder lässt es verwittern, als dass er systematisch seine Straßen oder gar seine weite Natur und abgelegenen Bergregionen damit systematisch bestückt.

Das schwarze Schaf ist sich nach seinem bisherigen Erfahrungen relativ sicher: Selbst wenn sie Schilder aufstellen würden, dann doch nur um die ungefähre Richtung anzugeben. Sprich: Eigene Vorbereitung, Übung und Orientierung, eine Karte und die fünf bis sieben eigenen Sinne sind unter Umständen verlässlicher.

Wir plädieren mal für ein bisschen Verständnis, wenn nicht alles so durchgestylt ist, wie zuhause oder wie erwartet. Hat ja durchaus seinen Charme.

Wenn also nicht für eine ordentliche, deutsche Beschilderung – wofür ist dann eigentlich das Geld? Immer noch eine gute Frage.

Die Comune di Urzulei erhebt nach eigenen Angaben den Eintritt “per il controllo, pulizia, tutela, valorizzazione del sito Gola di Gorropu …” und „servizio di accompagnamento“ – also für Kontrolle, Säuberung, Schutz und Aufwertung der Schlucht sowie auf Wunsch eine Begleitung durch einen Guide (wird nach Möglichkeit in italienischer, englischer und französischer Sprache angeboten).

Das finden wir für fünf Euro keine schlechte Gegenleistung. In vielen Regionen Sardiniens wird fast jedes Engagement für die Betreuung touristischer Ziele und Sehenswürdigkeiten freiwillig ausgeführt, teilweise auf eigene Kosten, und in der Freizeit. Es sind meistens private Gruppen und Vereine, die sich um die Naturschätze kümmern.

Wir können uns durchaus vorstellen, dass es einiges zu beaufsichtigen und zu säubern gibt. Je mehr Besucher, desto mehr herum liegendes Plastik oder gar Glasflaschen, Picknickreste – das ist eine neue Realität auf der Insel, auch in der vermeintlich unberührten Natur.

In Wirklichkeit zahlt man also nicht für den Moment, sondern vielmehr für die Erhaltung und die Schönheit dieses Platzes in der Zukunft.

Oder anders gefragt: Wie viel ist uns diese wundervolle Natur wert?

Natürlicher Skulpturenpark am Capo Testa: kein Eintritt

Natürlicher Skulpturenpark am Capo Testa: kein Eintritt

Eine Sicht, die leider in viel zu wenigen Köpfen Platz findet. Und das gilt nicht nur für die Gola di Gorropu, sondern auch für viele andere Ziele auf der Insel. Seid also darauf eingerichtet, auch mal den ein oder anderen Euro extra auf der Insel zu lassen. Das schwarze Schaf findet, das ist durchaus für einen guten Zweck – wenn nämlich die Natur- und Kulturgeschenke dadurch nachhaltig bewahrt werden.

Kleiner Vergleich: Der Blick aus dem Burj Dubai kostet im Vergleich umgerechnet etwa 20 Euro pro Person, Europas höchstes Gebäude The Shard in London gar 30 Euro pro Nase. Europas tiefste Schlucht für 5 Euro nimmt sich da sehr bescheiden aus. Wenn wir fünf Taler also irgendwo gut angelegt finden, dann hier.

Mal abgesehen davon, dass die Eindrücke eines Tagesausflugs in die Gola deutlich stärker und bleibender sein dürften – eines unserer Schafe zehrt noch heute von einem Ausflug von vor drei Jahren.

Wir schließen dieses Beeehditorial mit ein paar wohl-wolligen Ansätzen, um seinen eingefahrenen Ansichten einen Streich zu spielen und den Horizont zu erweitern:

1. Es geht auch anders!

In uns ist immer irgendwo das deutsche Organisations-Gen aktiv, das alles gern kontrolliert und ordentlich sehen würde. Aber die Welt – gerade in anderen Ländern – ist eigen. Sie haben das Recht dazu, so zu sein, wie sie sind. Und reisen wir nicht gerade auch deshalb, um aus unseren Mustern heraus zu kommen und zu lernen, wie es auch anders geht?

2. Sich Geschenke verdienen 

Wenn man bereit ist, ein wenig zu wandern und zu klettern, gibt es viele viele viele Ziele, die immer noch frei verfügbar sind. Um im Beispiel zu bleiben, gäbe es im Supramonte noch die „kleine Gorroppu“, die Codula Fuili, dann am Meer entlang, von der Cala Fuili aus bis zur Cala Luna. Oder im Gennargentu könnt Ihr kilometerweit durch unberührte Berglandschaften laufen ohne einen einzigen Euro dafür zu zahlen – es gilt nur den ein oder anderen Höhenmeter zu überwinden.

Schildkröte unterwegs

Schildkröte unterwegs

In der Gallura am Capo Testa wartet in der Felslandschaft im Valle della Luna ein ganzer von der Natur modellierter „Skulpturenpark“ ohne Eintritt auf Euch – Ihr müsst einfach nur Zeit mitbringen und los klettern. Auf den Bergen des Sette Fratelli im Südosten könnt Ihr Hirsche und Mufflons beobachten – der Preis sind Geduld und einige Kilometer Wandern. Überall auf der Insel gibt es solche Perlen. Belohnung für Anstrengungen garantiert.

3. Mit Entdeckergeist und den eigenen Sinnen    

Die unberührte Natur ohne Zäune und mit Kompass, allen fünf bis sechs Sinnen und anhand alter Hirtenpfade und natürlicher Spuren erkunden zu können, ist auf Sardinien ein echtes Privileg im Vergleich zu anderen Zielen in Europa. Wenn einem das ganze Territorium offen steht, ist es möglich, die Natur in ihrer ganzen Stille und Größe zu genießen, mit dem Gefühl von wahrer Exklusivität und einfachem Glück. Das braucht Entdeckergeist.

4. Der Weg ist das Ziel

Klingt wie ein Allgemeinplatz, aber es ist gar nicht so leicht, zu ertragen, wenn man mal irgendwo nicht ankommt. Einen Weg um des Weges willen schön zu finden, und nicht, weil man ein Ziel erreicht und eine Sehenswürdigkeit abhaken kann, ist eine echte Kunst.

5. Spaß an der Herausforderung – mit Vorsicht

Jeder zivilisationsverwöhnte Mensch (auch wir) muss sich erstmal an das Gelände und die bedingungslose Natur der Insel gewöhnen. Da gibt’s oft weder Handy-Empfang noch Wasserquellen. Und wie oft verlaufen sich Touristen auf der Insel. Mit diesen Herausforderung umzugehen, kann den Urlaub sehr bereichern. Überall und immer ist Vorsicht extrem wichtig: Vorsicht. Und Vorbereitung. Wählt Eure Touren anhand des eigenen Könnens und Fitnessgrades. Ohne ausreichend Wasser, ohne passende Ausrüstung sollte niemand losgehen. Seinen Weg vorher auf einer Karte anzusehen, schadet auch nicht.Viele Ziele lassen sich mit kleinen Kindern nicht erkunden – oder nur auf anderen Wegen. Informiert Euch vorher.

So wird die Entdeckung der vielfältigen Natur Sardiniens zu einem eindrucksvollen Erlebnis! Habt ganz viel Spaß auf der Insel!

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